TV-Tipp: "Wilsberg: Royal Flush" (ZDF)
Der Sommer macht’s möglich: Samstagsermittler Wilsberg darf schon am Donnerstag ran. Aber die Krimis aus Münster würden jeden Wochentag veredeln; auch als Wiederholung.
24.06.2011
Von Tilmann P. Gangloff

"Wilsberg: Royal Flush", 30. Juni, 20.15 Uhr im Zweiten

"Wenn die Guten nichts tun, gehört die Welt den Bösen", stellt der Privatdetektiv am Ende dieser Geschichte fest. Und natürlich hat er wieder mal Recht; wie eigentlich immer. Er hat sein Mündel Alex ja auch vor dem aalglatten Thomas Winter gewarnt. Der Mann ist quasi in flagranti neben der toten Gattin gefunden worden, streitet die Tat jedoch ab: Ein Unbekannter habe ihn niedergeschlagen und dann seine Frau erwürgt. Aber Alex, ohnehin der Meinung, sie brauche Wilsbergs Fittiche nicht mehr, musste ihren schönen Kopf durchsetzen und hat nicht gemerkt, dass ihn Winter ihr längst verdreht hat. Wilsbergs Kumpel Ekki müsste das eigentlich ergrimmen, schließlich ist nicht zu übersehen, dass er weit mehr als bloß freundschaftliche Gefühle für Alex hegt, aber Ekki hat ganz andere Probleme: Statt brav den Betrieb zu prüfen, hat er sich von windigen Werkstattbesitzern zu einer selbstredend illegalen Poker-Partie überreden lassen, und jetzt ist das Auto weg; "unser Auto", wie Wilsberg findet.

Comedy-Ebene sorgt für beste Unterhaltung

Timo Berndt hat sich die Geschichte ausgedacht, und man kann sich des Gefühls nicht erwehren: Der Autor von Dramen wie "Tarragona" oder der Action-Serie "Wilde Engel" wollte endlich mal eine Sitcom schreiben. Dank der flotten Dialoge hat man mitunter den Eindruck, Regisseur Reinhard Münster treibe seine Figuren regelrecht durch die Handlung. Dabei hält sich die Inszenierung durchaus ans übliche, gern auch mal gemächliche, aber nie träge Wilsberg-Tempo. Gerade die Comedy-Ebene mit den verschiedenen Bemühungen, aus Ekki (Oliver Korittke) einen Pokerspieler zu machen, sorgt immer wieder für beste Unterhaltung.

Gleichzeitig bleibt die Geschichte aber jederzeit Krimi: Winter, der Mordverdächtige (Tobias Oertel), kann Alex (Ina Paule Klink) derart nachhaltig von seiner Unschuld überzeugen, dass sie ihm zur Flucht verhilft und damit ihre noch taufrische Lizenz als Anwältin riskiert. Wilsberg (Leonard Lansink) mag ihn trotzdem nicht, zumal der Mann bloß Angestellter im Betrieb seiner Frau war. Ekki mag ihn erst recht nicht: Der smarte Brotfabrikant entpuppt sich als ehemaliger Mitschüler, der ihn zu Schulzeiten ständig gemobbt hat. Genau das bricht ihm schließlich das Genick, obwohl er einen fast perfekten Plan eingefädelt hat.


Der Autor unserer TV-Tipps, Tilmann P. Gangloff, setzt sich seit über 20 Jahren als freiberuflicher Medienkritiker unter anderem für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Gangloff (geb. 1959) ist Diplom-Journalist, Rheinländer, Vater von drei Kindern und lebt am Bodensee. Er gehört seit Beginn der 1990er Jahre regelmäßig der Jury für den Adolf-Grimme-Preis an und ist ständiges Mitglied der Jury Kinderprogramme beim Robert-Geisendörfer-Preis, dem Medienpreis der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).