Ai Weiwei darf nach Freilassung Peking nicht verlassen
Der chinesische Regimekritiker Ai Weiwei darf nach seiner überraschenden Freilassung ein Jahr lang Peking nicht verlassen.

Grund sei, dass die gerichtliche Untersuchung gegen den Künstler noch laufe, sagte ein Sprecher des chinesischen Außenministeriums Medienberichten zufolge am Donnerstag. Am Vortag war Ai Weiwei auf Kaution freigelassen worden. Zur Begründung hieß es, der 53-Jährige habe seine Verbrechen gestanden und leide an einer chronischen Krankheit.

Die chinesische Justiz hatte Ai nach Zeitungsberichten Wirtschaftsvergehen vorgeworfen. Eine offizielle Anklage wurde nicht erhoben. Die Nachrichtenagentur Xinhua meldete, der Künstler habe sich nun nach Polizeiangaben bereiterklärt, einen großen Betrag hinterzogener Steuern zu bezahlen.

Deutsche Politiker begrüßen "überfällige" Freilassung

Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) zeigte sich am Mittwoch erleichtert über die Freilassung. Die berichteten Umstände der Freilassung gegen Kaution blieben allerdings "bedrückend", schränkte er ein.

Die Fraktionsvorsitzenden der Grünen im Bundestag, Renate Künast und Jürgen Trittin, bezeichneten die Freilassung als überfällig. Offenbar hätten die weltweiten Proteste nach der Festnahme Wirkung gezeigt. Für die SPD-Bundestagsfraktion begrüßten der Sprecher der Arbeitsgruppe Kultur und Medien, Siegmund Ehrmann, und die Berichterstatterin für die Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik, Ulla Schmidt, die Freilassung.

Der Präsident der Berliner Akademie der Künste, Klaus Staeck, erklärte: "Ich hoffe im Namen aller Akademiemitglieder, dass die unmenschlichen Verfolgungsmaßnahmen, denen Ai Weiwei bisher ausgesetzt war, damit ein Ende finden." Ende April war Ai zum Gastprofessor an der Universität der Künste in Berlin berufen worden.

Der Konzeptkünstler, der bei der Gestaltung des Pekinger Olympiastadion mitgewirkt hatte, war Anfang April inhaftiert worden, als er nach Hongkong ausreisen wollte. Wenige Tage zuvor hatte Westerwelle die Ausstellung "Kunst der Aufklärung" deutscher Museen in Peking eröffnet.

Die Inhaftierung Ais, der in Berlin ein Atelier eröffnen wollte und auch in der Londoner Galerie Tate Modern ausstellte, löste eine Diskussion über einen Abbruch der Pekinger Ausstellung in Deutschland aus. Der Aufenthaltsort des Künstlers war zunächst unklar. Erst nach 43 Tagen gab es das erste Lebenszeichen von Ai.

epd