Mehr Platz für neue Adressen im Internet: Die zuständige Organisation ICANN hat am Montag in Singapur beschlossen, völlig neue Namensbereiche zuzulassen. Zu den Plänen für solche "Top Level Domains" (TLD), also Endungen von Internet-Adressen, gehören regionale Kennungen wie .berlin, .koeln oder .bayern sowie Branchenbezeichnungen wie .reise. Die ICANN (Internet Corporation for Assigned Names and Numbers) sprach von einer "historischen Veränderung des Internet".
130.000 Euro für eine neue "Top Level Domain"
"Die heutige Entscheidung läutet ein neues Internet-Zeitalter ein", sagte Peter Dengate Thrush vom ICANN-Verwaltungsrat. "Wir bieten eine Plattform an für die nächste Generation an Kreativität und Inspiration." Bislang war der Raum für Internet-Namen auf wenige inhaltliche TLD-Kennungen wie .com für kommerzielle Anbieter sowie auf Länderkennungen wie .de begrenzt. Die Möglichkeiten einprägsamer Namen für die eigene Internet-Adresse sind dadurch zunehmend knapp geworden. So gibt es zurzeit rund 14,5 Millionen de-Adressen und 92,5 Millionen .com-Domains.
Die Anmeldung einer neuen TLD können nur Firmen oder Organisationen beantragen, die ihre Befähigung zur Verwaltung eines neuen Adressenbereichs nachweisen und eine Gebühr von 185.000 Dollar (130.000 Euro) zahlen. Die ersten derartigen Bewerbungen können nach dem Beschluss vom Montag vom 12. Januar bis zum 12. April 2012 eingereicht werden. Die ICANN will alle Anträge eingehend prüfen und bis November 2012 eine Entscheidung treffen. Eine Registrierung einzelner Adressen innerhalb der neuen TLD-Bereiche sei dann auch für Privatnutzer voraussichtlich ab Anfang 2013 möglich, sagte Oliver Süme vom Verband der deutschen Internetwirtschaft eco.
Internetsuche soll sich grundlegend ändern
Der Beschluss der ICANN könne durchaus als historische Entscheidung bewertet werden, sagte Süme der Nachrichtenagentur dpa. "Die Art und Weise, wie wir künftig im Internet suchen, wird sich grundlegend verändern." Das Internet werde damit völlig neu strukturiert. Auch viele Unternehmen hätten darauf schon lange gewartet.
Bei der Abstimmung im ICANN-Vorstand fand der Beschluss die Zustimmung von 13 Mitgliedern, zwei enthielten sich, ein Mitglied stimmte dagegen. Die Entscheidung ermögliche es Gruppen und Organisationen, neue Top Level Domains in allen Sprachen und Schriftzeichen zu schaffen, sagte Rod Beckstrom, Präsident und CEO der ICANN. Die neuen TLDs würden den Weg verändern, wie Menschen Informationen im Internet finden und wie Unternehmen ihre Online-Präsenzen gestalten. "Theoretisch kann diese Änderung jede Organisation mit einem Online-Auftritt in irgendeiner Weise betreffen."
Die ICANN hat bereits seit Jahren daran gearbeitet, mit neuen generischen Top Level Domains (gTLD) mehr Raum im Internet zu schaffen. Das sei ein langer Prozess gewesen, sagte Süme. Alle Einwendungen zu berücksichtigen, nehme viel Zeit in Anspruch. Das Ergebnis belege aber auch die Funktionsfähigkeit der ICANN als eine übergreifende Organisation mit einem Mitspracherecht aller Vertreter der Internet-Gemeinde.