Kommandeur entgeht nur knapp einem Anschlag
Vor wenigen Wochen wurde der Bundeswehrkommandeur in Afghanistan bei einem Anschlag verletzt. Nun traf ein Sprengsatz erneut den Konvoi eines ranghohen deutschen Offiziers. War es Zufall oder ein gezielter Taliban-Angriff auf den Chef des regionalen Aufbauteams in Kundus?

Der ranghöchste deutsche Kommandeur in der nordafghanischen Unruheprovinz Kundus ist bei einem Bombenanschlag mit dem Schrecken davongekommen. Wie die Bundeswehr am Sonntag mitteilte, war Oberst Norbert Sabrautzki, der Chef des regionalen Wiederaufbauteams (PRT), auf dem Weg zu einer Sicherheitsbesprechung mit afghanischen Behörden, als sein Konvoi am Stadtrand von Kundus mit einem Sprengsatz angegriffen wurde. Drei Zivilisten starben. Die radikal-islamischen Taliban bekannten sich zu der Tat.

Nach bisherigen Erkenntnissen der Bundeswehr explodierte ein mit einer Bombe präpariertes Auto am Straßenrand, als die sechs deutschen Militärfahrzeuge die Stelle etwa drei Kilometer nordwestlich des Feldlagers passiert. Es sei jedoch unklar, ob darin ein Selbstmordattentäter gesessen haben, hieß es weiter.

Oberst Sabrautzki konnte weiterfahren

Die Provinzregierung von Kundus und das Innenministerium in Kabul gingen dagegen von einem Selbstmordanschlag aus, bei dem mindestens drei afghanische Zivilisten getötet und elf weitere verletzt worden seien. Die Bundeswehr teilte mit, es seien auch zwei deutsche Soldaten leicht verwundet worden. Sie hätten sich nach ihrer Rückkehr ins Feldlager im Rettungslazarett gemeldet.

Bei dem Angriff wurden nach Bundeswehr-Angaben zwei gepanzerte Fahrzeuge vom Typ Dingo 2 beschädigt. Sie hätten der Wucht der Detonation jedoch standgehalten. Oberst Sabrautzki habe nicht in diesem Fahrzeugen gesessen. Er habe die Fahrt fortgesetzt und planmäßig an dem Sicherheitstreffen mit den Afghanen teilgenommen.

"Wir haben derzeit überhaupt keinen Hinweis darauf, dass es (der Anschlag) gezielt gegen den Führer des PRT Kundus gerichtet war", sagt General Dirk Backen, Kontingentführer des deutschen Einsatzkontingentes, der Nachrichtenagentur dpa im Hauptquartier der Bundeswehr in Masar-i-Scharif. "Nach derzeitigem Stand gibt es keine Veranlassung dazu, das anzunehmen."

Entwicklungsminister Niebel ist zurzeit in Kabul

Ende Mai war der Kommandeur der Bundeswehr in Afghanistan, Generalmajor Markus Kneip, bei einem Anschlag der Taliban auf den Gouverneurssitz in der nordafghanischen Stadt Talokan verletzt worden. Der Angriff war eines von drei Attentaten gegen die Bundeswehr innerhalb von neun Tagen, bei denen insgesamt vier Soldaten getötet und zwölf weitere verletzt worden waren.

Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) hatte die Truppe erst am Freitag besucht und sich in Masar-i-Scharif sowie in Kundus über den Einsatz in der Region unterrichten lassen. Es war sein zweiter Besuch seit seinem Amtsantritt im März. Am Sonntag traf auch Entwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) in der Hauptstadt Kabul ein, der zuvor das Nachbarland Pakistan besucht hatte.

dpa