Kirche will freien Sonntag - in ganz Europa
Eine "Europäische Sonntags-Allianz" aus Kirchen, Gewerkschaften, Verbänden und Politikern will sich für einen besseren Schutz der Sonntagsruhe auf EU-Ebene stark machen.
19.06.2011
Von Isabel Guzmán

"Ein arbeitsfreier Sonntag ist aus religiösen, sozialen und gesundheitlichen Gründen wichtig", sagte die Brüsseler Repräsentantin der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Katrin Hatzinger, in einem epd-Gespräch. Die Allianz wird formell am Montag in der belgischen Hauptstadt gegründet. Sie wird Mitglieder aus verschiedenen europäischen Ländern umfassen, darunter die Bundesrepublik, Frankreich, Österreich, Ungarn, Polen und die Slowakei.

Die Allianz werde sich unter anderem dafür einsetzen, dass die Sonntagsruhe Eingang in die EU-Gesetzgebung finde, sagte Hatzinger. Sie habe die derzeit diskutierte EU-Arbeitszeitrichtlinie im Blick: "Wir wollen den arbeitsfreien Sonntag in dem Gesetz erwähnt sehen. Dabei sollte es aber wegen der kulturellen Unterschiede einen gewissen Spielraum für die einzelnen Länder geben. Die EU muss hier die gewachsenen Traditionen beachten und kann in der Frage nicht durchregieren."

Auch Arbeitgeber machen mit

Die Sonntags-Allianz will laut Hatzinger auch ausloten, inwiefern sich das Instrument der "EU-Bürgerinitiative" zum Zwecke des Sonntagsschutzes nutzen lässt. Die Bürgerinitiative ist eine Errungenschaft des EU-Reformvertrages von Lissabon und kommt ab 2012 zum Einsatz. Für ein Begehren sind eine Million Unterschriften nötig; die EU-Kommission muss dann zu dem Thema einen Gesetzvorschlag unterbreiten oder die Ablehnung zumindest ausführlich begründen. Im EU-Parlament laufen schon seit dem vergangenen Jahr Vorbereitungen für ein Bürgerbegehren zum Sonntagsschutz. (Foto: EKD)

Wichtig sei es, die nationalen Bemühungen zum Schutz des Sonntags auf europäischer Ebene zu bündeln und zu koordinieren, sagte Hatzinger. Bemerkenswert sei, dass Kirchen, Gewerkschaften und Politiker verschiedener Parteien in dieser Frage an einem Strang zögen. Auch unter den Arbeitgebern fänden sich viele Befürworter der Sonntagsruhe, unterstrich die EKD-Vertreterin: "Viele Mittelständler werben mit dem Argument guter Arbeitsbedingungen um qualifizierte Kräfte."
 

epd