Bischof verbietet Tagung über Sexualmoral
"Lets's think abaout Sex" - so sollte eine Tagung in der Diözese Rottenburg-Stuttgart heißen. Bischof Gebhard Fürst hat das Treffen verboten.

Der Bischof habe befürchte, dass die Veranstaltung zu "Polarisierungen" führt, heißt es in dem Absage-Schreiben der Veranstalter, berichtete die "Frankfurter Rundschau" am Freitag in ihrer Online-Ausgabe. Bei der für Oktober geplanten Studientagung von Katholischer Akademie, Katholischer Erwachsenenbildung und mehreren Fachbereichen der Diözese Rottenburg-Stuttgart sollten Theologen und Sexualwissenschaftler dem Bericht zufolge über das Verhältnis von katholischer Sexualmoral und offener Gesellschaft sowie über Missbrauchsfälle diskutieren.

Referentenkreis war nicht ausgewogen genug

In der Einladung habe es geheißen, die katholische Kirche führe in Sachen Sexualität "einen Monolog" und habe "jede Möglichkeit, moralisch zu gestalten, verspielt". Nach Auskunft des Bistums sei es vor allem der Referentenkreis gewesen, der den Bischof zur Absage veranlasst habe. "Die Zusammensetzung war Bischof Fürst nicht ausgewogen genug", zitiert die "Frankfurter Rundschau" Bistumssprecher Uwe Renz.

Die Tübinger Theologin und Philosophin Regina Ammicht Quinn, die als Referentin teilnehmen sollte, halte die Absage für einen "Skandal". Es sei "genuine Aufgabe der Kirche", sich mit den Ursachen des Missbrauchsskandals in ihren Reihen zu befassen, sagte sie der Zeitung. Zum Vorwurf mangelnder Ausgewogenheit sagte sie: "Das ist eine wissenschaftliche Tagung. Es geht nicht um Bekenntnisse und Ausgewogenheit."

Im Übrigen sei die Tagung seit einem Jahr geplant und der Bischof eng einbezogen gewesen. Gemeinsam mit weiteren Referenten bemühe sich Quinn nun, die Veranstaltung in einem anderen Rahmen stattfinden zu lassen.

epd