Der Fernsehratsvorsitzende Ruprecht Polenz erklärte: "Mit Thomas Bellut wird ein herausragender Medienmanager Intendant des ZDF." Bellut war der einzige Kandidat; er steht für Kontinuität. Er soll das ZDF in der digitalen Welt verankern, in der Fernsehen und Internet zunehmend verschmelzen. Im Programm wird er über die Zukunft von "Wetten, dass..?" entscheiden, nachdem Thomas Gottschalk seinen Abschied angekündigt hat. Über die Nachfolge Belluts als Programmdirektor wird erst später entschieden.
Mit der Wahl Belluts, die mit überragender Mehrheit erfolgte, setzt der ZDF-Fernsehrat auf Kontinuität. An der Spitze des Mainzer Senders ist es Tradition, nicht als Lautsprecher im politischen und ökonomischen Kampf um Gebühren und Marktanteile aufzutreten. Bellut, ein echtes Eigengewächs des Senders, dürfte aus dieser Linie kaum ausscheren. Er startete seine Fernsehkarriere 1984 als Volontär beim ZDF, war dann Redakteur beim "Länderspiegel" und Korrespondent im Berliner Studio. 1988 wurde er Referent des damaligen Programmdirektors Oswald Ring.
Bellut begann 1984 als ZDF-Volontär
Leitungsfunktionen übernahm Bellut in den 90er Jahren bei den Sendungen "Familienmagazin" und "Reiselust" sowie bei der Redaktion "Offene Reihen und Sondersendungen". Ab 1994 wurde er auch einem breiten Fernsehpublikum bekannt, als er die Streitgespräch-Serie "Nachtduelle" und die politische Interviewreihe "Was nun...?" moderierte. Von 1997 bis 2002 war Bellut Leiter der ZDF-Hauptredaktion Innenpolitik, in dieser Zeit moderierte er auch Wahlsendungen und die innenpolitischen Sondersendungen des "Politbarometers".
Im November 2002 wurde Bellut vom damals neuen Intendanten Schächter als Programmdirektor vorgeschlagen - und erhielt alle Stimmen des 14-köpfigen Verwaltungsrates. Zuvor hatte es allerdings einen politischen Eklat gegeben: Der damalige ZDF-Fernsehspielschef Hans Janke war der Wunschkandidat Schächters für den Posten des Programmdirektors, fand aber wegen seiner angeblichen SPD-Nähe nicht die Zustimmung der Unionsmitglieder im Verwaltungsrat. Da Bellut zwar als konservativ gilt, jedoch nicht in dem Ruf steht, ein Parteibüttel zu sein, war er schließlich der ideale Kompromisskandidat.
Das lässt sich auch über seine jetzt erfolgte Wahl zum Intendanten sagen. Nach der 2009 gescheiterten Vertragsverlängerung im Verwaltungsrat für Nikolaus Brender als Chefredakteur wollte es offenbar kein Fernsehratsmitglied wagen, einen Gegenkandidaten für den konsensfähigen Bellut vorschlagen - zu groß wäre das Risiko gewesen, dass es erneut zu einer politischen Blockadesituation kommt. Ein Problem, das Bellut selbst zu spüren bekommen könnte, wenn er einen neuen Programmdirektor, Chefredakteur oder Verwaltungsdirektor berufen will. Dafür braucht er nämlich eine Drei-Fünftel-Mehrheit im Verwaltungsrat.
Der Neue muss politische Einflussnahme abwehren
Bis auf weiteres bleibt mit der Wahl Belluts die gängige "Farbenlehre" in Mainz intakt, da mit Peter Frey ein vermeintlich "Roter" den Posten des Chefredakteurs innehat. In Kürze wird sich allerdings das Bundesverfassungsgericht mit einem Normenkontrollantrag zum ZDF-Staatsvertrag befassen. Sollten die Karlsruher Richter eine Reduzierung der politischen Vertreter in den Gremien vorschreiben, hätte der Intendant in Zukunft wohl mehr Spielraum bei seinen Personalentscheidungen.
Neben der Abwehr politischer Einflussnahme muss Bellut nun die Modernisierung des Unternehmens vorantreiben, das mit ZDFneo, ZDFkultur und dem ZDFinfokanal bereits zu einer Senderfamilie geworden ist. In einem Medienumfeld, in dem mobile und zeitunabhängige Angebote an Bedeutung gewinnen, ist das keine einfache Aufgabe, wenn man auch auf Qualität achten will. "Es wird für uns immer schwieriger werden, Menschen mit anspruchsvollen Inhalten zu erreichen", sagte Bellut im vergangenen Herbst.
Die bisherigen Intendanten des ZDF waren Karl Holzamer (1962 bis 1977), Karl Günther von Hase (1977 bis 1982), Dieter Stolte (1982 bis 2002) und Markus Schächter (seit 2002).