Wahlberechtigt sind die 140 Mitglieder der Synode. Das Kirchenparlament ist beschlussfähig, wenn zwei Drittel ihrer Mitglieder anwesend sind, also 94 oder mehr. Es wird die Kandidatin neue Bischöfin, die im ersten Wahlgang die Mehrheit aller stimmberechtigten Synodalen auf sich vereinigt, also 71 oder mehr Stimmen. Wird diese Mehrheit in den ersten drei Runden nicht erreicht, scheidet die Kandidatin mit der geringeren Stimmenzahl aus. Kommt auch dann keine Mehrheit zustande, wird die Wahlhandlung für beendet erklärt, ein neuer Wahlvorschlag muss unterbreitet werden.
Bahr leitet seit 2006 das Kulturbüro der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in Berlin. Nach dem Studium der Theologie und Philosophie sowie einem Vikariat in Berlin-Wedding war sie an der Forschungsstätte der Ev. Studiengemeinschaft in Heidelberg tätig. Promovierte hat sie über "Die Darstellung des Undarstellbaren". Bahr ist verheiratet und hat einen dreijährigen Sohn.
Bahr versprach für den Fall ihrer Wahl einen "kommunikativen Leitungsstil". Die Frage nach Gott gehöre auch heute in den öffentlichen Raum, weil sie die Zukunft des Menschen betreffe. Die Kirche stehe klar auf der Seite der Schwachen, werde aber zugleich den Dialog mit Politik und Wirtschaft suchen. Notwendig sei ein kritischer Dialog mit Juden und Muslimen. Bahr: "Wir brauchen keinen Kampf der Kulturen, sondern einen Kampf um Kultur."
Fehrs ist seit 2006 Pröpstin im Kirchenkreis Hamburg-Ost und Hauptpastorin an der City-Kirche St. Jacobi. Nach Theologiestudium und Vikariat war sie Gemeindepastorin in Hohenwestedt (bei Neumünster). Danach leitete sie das Evangelische Bildungswerk im Kirchenkreis Rendsburg und begleitete als Personal- und Gemeindeentwicklerin den nordelbischen Reformprozess. Fehrs ist verheiratet.
Die Kirche steht nach den Worten Fehrs' für eine Kultur der Begegnung. Bei ihrer Arbeit als Seelsorgerin im Krankenhaus, im Gefängnis und in der Psychiatrie sei es immer um Gespräche gegangen, damit Menschen ihre existenzielle Krise überstehen. Viele Menschen stünden zwar distanziert zur Kirche, nicht aber zu Fragen des Glaubens und der menschlichen Existenz. Auch Fehrs will interreligiöse Gespräche fördern.
Unterschiede bei Haltung zu PID
Die theologischen Positionen der beiden Kandidatinnen liegen vergleichsweise dicht beieinander. Lediglich in der Beurteilung der Präimplantationsdiagnostik (PID) stellten sie Unterschiede heraus. Während Bahr Eingriffe bei künstlich befruchteten Eizellen vor Einpflanzung in die Gebärmutter strikt ablehnt, hält Fehrs eine Embryonentests aus seelsorgerlichen Gründen in Einzelfällen für sinnvoll.
Die künftige Bischöfin wird zuständig sein für den Sprengel Hamburg und Lübeck mit rund 900.000 Kirchenmitgliedern in 226 Gemeinden. Er umfasst neben den beiden Hansestädten das Hamburger Umland und den Kreis Herzogtum Lauenburg. Geleitet wird er derzeit kommissarisch von Propst Jürgen Bollmann.