"Die neue Welt des Internets: Ist nichts Privates mehr heilig?" - das ist der Titel der Talkshow. Gerade das Thema Datensicherheit im Internet sorgt immer wieder für Diskussionen. Verstärkt wird diese nun dadurch, dass immer mehr Menschen sich in der virtuellen Welt in sozialen Netzwerken wie Facebook bewegen und austauschen. Dabei stellen sie intime Texte und Bilder ins Netz oder führen virtuelle Tagebücher, sogenannte Blogs.
Gibt es wirkliche Freunde im Internet?
Auch die bayrische Regionalbischöfin Susanne Breit Keßler hat sich bei Facebook ein Profil angelegt. Sie sieht das Internet als eine riesige Chance für die Kirche und lädt online zu Gebeten und Gottesdiensten ein. Doch "persönlich brauche ich die sozialen Netzwerke nicht", sagt Susanne Breit-Keßler, "Meine wirklichen Freunde sind bei mir, die virtuellen müssen warten."
Für die Bloggerin Julia Schramm ist das Internet ein normaler Teil ihres Lebens geworden. Die Netz-Aktivistin hält Privatsphäre für altmodisch. Denn sie weiß: "Sobald die Daten im Internet sind, sind sie für alle verfügbar." Und jeder Nutzer entscheide selbst, wieviel er dort über sich preis gibt. Eine Verschärfung des Datenschutzes lehnt Julia Schramm ab: "Jeder muss sich frei entfalten dürfen. Unabhängig von seinen Daten. Eine Mentalität des Versteckens finde ich gefährlich." (Foto: Redaktion Tacheles / Dethard Hilbig)
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Die Nutzer sollten vorsichtiger sein, mahnt hingegen der Bundesdatenschutzbeauftragte Peter Schaar. Er kritisiert "die Gedankenlosigkeit, mit der solche Dienste genutzt und persönliche Informationen ins Internet gestellt werden". Die Nutzer sollten verantwortungsvoller mit ihren Daten umgehen. Für Schaar ist der Datenschutz wichtiger denn je. Bernhard Rohelder hingegen warnt vor zu viel Kontrolle im Internet. Er ist Geschäftsführer der Bitkom, des Verbandes der Informationswirtschaft. Es helfe nicht, jedes neue Angebot mit einem neuen Gesetz einzudämmen, so Rohleder. Vielmehr müssten neue Entwicklungen gefördert werden.
Religion im Netz: Trauer und Seelsorge werden angeklickt
Religiöse Bedürfnisse spielen im Internet eine zunehmende Rolle. Das zeigt eine repräsentative emnid-Umfrage im Auftrag der Evangelischen Kirche im NDR und der Evangelischen Zeitung. Danach halten 57 Prozent aller Befragten für gut, wenn Pastoren auch online Seelsorge anbieten. Internetseiten, auf denen Verstorbener gedacht wird, sind weniger populär – 40 Prozent finden virtuelle Friedhöfe und Gedenkseiten für einzelne Verstorbene gut. Gebetsseiten wie www.gebetsportal.de stoßen bei 32 Prozent der Befragten auf Zustimmung.
Deutliche Unterschiede zeigen sich zwischen den Altersgruppen. Die Gruppe der 14- bis 29-Jährigen begrüßt Angebote, online zu trauern, sehr viel häufiger (59 Prozent) als die Altersgruppe 60 plus (24 Prozent). Gebetsangebote interessieren in allen Altersgruppen nur eine Minderheit (35 zu 28 Prozent), während die Online-Seelsorge von Älteren überraschenderweise stärker begrüßt wird (59 Prozent) als von Jüngeren (53 Prozent).
Mehr Männer als Frauen wünschen sich Internetangebote für Trauer und Gebet. Während nur 37 Prozent der Frauen Internetangebote für Trauernde für eine gute Idee halten, sind es 44 Prozent der Männer. Auch Gebetsseiten werden von mehr Männern als Frauen begrüßt (34 zu 30 Prozent). Online-Seelsorge von Geistlichen kommt dagegen bei Frauen (62 Prozent) deutlich besser an als bei Männern (51 Prozent). Die Demoskopen von emnid (Bielefeld) haben 503 repräsentativ ausgewählte Personen ab 14 Jahren am Pfingstsamstag telefonisch befragt.
"Tacheles" am Sonntag auf Phoenix
Am kommenden Sonntag (19. Juni) ist die evangelische Talkshow "Tacheles" zum Thema "Die neue Welt des Internets – ist nichts Privates mehr heilig?" zweimal auf Phoenix zu sehen: um 13 Uhr und um 22.30 Uhr. In der aktuellen Staffel der Sendung sind bis Sommer 2012 sieben weitere Sendungen geplant unter dem Titel "Deutschland 2020 - nach welchen Werten wollen wir leben?". Die Talkshow wird getragen von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), der hannoverschen Landeskirche und der Klosterkammer Hannover.