11.000 bei der Seligsprechung von Alois Andritzki
Die katholische Kirche hat am Montag in Dresden den sorbischen Priester Alois Andritzki seliggesprochen. An einer deutsch-sorbischen Messe vor der Dresdner Kathedrale nahmen nach Angaben des Bistums Dresden-Meißen 11.000 Menschen teil, unter ihnen zahlreiche Bischöfe sowie Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU).

Kardinal Angelo Amato aus Rom verlas die offizielle päpstliche Erklärung zur Seligsprechung Andritzkis, der 1943 im Konzentrationslager Dachau getötet worden war. Andritzki ist der erste seliggesprochene Sorbe.

In seiner Predigt sagte der Dresdner Bischof Joachim Reinelt, dass Vorbilder nötig seien, die über das Mittelmaß hinausgingen. Noch bei der "schlimmsten Drecksarbeit" im KZ habe Andritzki ein "helles Gesicht" gezeigt und andere mit Humor und "jugendlicher Frische" ermuntert. Wie seine Briefe aus dem Lager zeigten, habe er die Kraft dafür aus dem Glauben bezogen.

Ministerpräsident spricht Fürbitte auf Sorbisch

An der Feier, der sich ein Straßenfest an der Kathedrale anschloss, nahmen viele sorbische Trachtenträgerinnen teil. Unter den Gläubigen war auch eine Schwester Andritzkis sowie der 97-jährige Priester Hermann Scheipers, der zusammen mit ihm im Konzentrationslager gefangen gehalten wurde. Sachsens Ministerpräsident Tillich, der selbst der sorbischen Minderheit angehört, sprach in der Messe eine Fürbitte auf Sorbisch. In einer zuvor verschickten Erklärung verwies er auf die Geradlinigkeit des Priesters: "Er hat in der Zeit der menschenverachtenden nationalsozialistischen Diktatur unerschütterlich zu seinem Glauben gestanden, und er hat seine christlichen Werte niemals verleugnet."

Zum Ende der Messe wurden die Urnen Andritzkis und zwei weiterer im Konzentrationslager umgebrachter Priester in einem eigens geschaffenen Schrein in der Kathedrale beigesetzt. Andritzki (sorbisch: Alojs Andricki) kam 1914 in Radibor bei Bautzen zur Welt. 1939 trat er eine Stelle als Kaplan an der Dresdner Hofkirche, der heutigen Kathedrale, an. Unter anderem betreute er dort auch die Kapellknaben. Wegen wiederholter kritischer Äußerungen geriet er ins Visier der Nationalsozialisten und wurde 1941 verhaftet.

Papst würdigte Andritzki beim Sonntagsgebet

Nach Verbüßung einer sechsmonatigen Gefängnisstrafe wegen "staatsfeindlicher Äußerungen" hielten ihn die Nationalsozialisten weiter in Haft und brachten ihn schließlich ins KZ Dachau, wo er an Typhus erkrankte und 1943 mit einer Giftspritze ermordet wurde. Bereits 1995 bat die Konferenz der katholischen sorbischen Priester um Einleitung des Verfahrens zur Seligsprechung.

Über mehrere Jahre wurden Dokumente gesammelt und Zeitzeugen befragt. Sie sollten die Vorbildwirkung und das Martyrium Andritzkis belegen. Papst Benedikt XVI. unterschrieb im Dezember 2010 die entscheidenden Dokumente für die Seligsprechung. Der Papst würdigte Andritzki bereits am Sonntag bei seinem Mittagsgebet auf dem Petersplatz in Rom. Er habe sich nicht gebeugt, sondern sei selbst in größten Qualen ein heldenhafter Glaubenszeuge gewesen, betonte er.

Die katholische Kirche verehrt Selige und Heilige für ihr vorbildhaftes Handeln. Mit der Seligsprechung werden Frauen oder Männer für die Kirche eines Landes oder für ein Bistum hervorgehoben. Heiliggesprochene ehrt die Kirche dagegen in der ganzen Welt.

epd