Die Kollekte wurde beim Schlussgottesdienst des Kirchentages unter 120.000 Teilnehmenden gesammelt und betrug insgesamt 131.101,29 Euro.
Zur Erinnerung überreichten Ueberschär und Kirchentagsgeschäftsführer Volker Knöll dem Geschäftsführer der Aktion Sühnezeichen Friedensdienste, Dr. Christian Staffa, Hildegart Stellmacher, Vorsitzende der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Dresden e. V., und Friedemann Bringt vom Kulturbüro Sachsen e.V. ein großformatiges Foto des Abschlussgottesdienstes. Frau Stellmacher, Herr Dr. Staffa und Herr Bringt haben die BAG Kirche und Rechtsextremismus mit gegründet.
Ort der Übergabe war der Dresdner Neumarkt, zwischen Luther-Denkmal und Frauenkirche. "Wir stehen hier an symbolträchtiger Stelle", so Generalsekretärin Ueberschär. "Die Frauenkirche, heute ein weltweites bekanntes Wahrzeichen der Versöhnung, war 1933 Schauplatz der Einführung des sogenannten 'Arierparagraphen', des Ausschlusses getaufter Pfarrer jüdischer Herkunft." Mit ihrer Geschichte hätten Protestanten allen Grund, politisch wachsam zu sein und demokratisch engagiert zu handeln.
Rechtsextremismus mit Menschenliebe unvereinbar
"Die Kollekte für die Aktion Sühnezeichen Friedensdienste ist ein Beitrag zur Stärkung der Demokratie. Kirchentage nehmen ihre Verantwortung für die mutige Gestaltung einer menschenfreundlichen Gesellschaft ernst und unterstützen die Kräftigung demokratischer Gesinnung in allen Teilen des Landes." Die Gründung des Deutschen Evangelischen Kirchentages im Jahre 1949 sei eine Reaktion engagierter Laien gewesen, die aus dem Versagen der Amtskirche in der ersten Hälfte des Jahrhunderts die richtigen Lehren ziehen wollte.
Der Geschäftsführer der Aktion Sühnezeichen Friedensdienste, Dr. Christian Staffa, bedankte sich beim Kirchentag für die Auswahl der "Bundesarbeitsgemeinschaft Kirche und Rechtsextremismus" als Empfänger der Kollekte. "Da die Arbeitsgemeinschaft im Vorfeld der Neonazi-Demonstration 2010 in Dresden gegründet wurde, gibt es sowohl inhaltliche als auch regionale Bezüge. Für uns Christinnen und Christen ist die Menschenfeindlichkeit der Rechtsextremisten mit unserem Bekenntnis zur Nächstenliebe unvereinbar", sagte Staffa.
Die Kollekte dienst der Vernetzung und dem Praxisaustausch
"Leider ist es eine geschichtliche und aktuelle Erfahrung, dass auch Christinnen und Christen menschenfeindliche Ideologien vertreten. Für mich ist der kirchliche Antisemitismus, wie er auch hier in der Frauenkirche - dem damals so genannten Dom der Deutschen Christen - im Dritten Reich propagiert wurde, eine besondere Schuldverstrickung", erläuterte Staffa weiter.
Mit der Spendensumme aus dem Schlussgottesdienst will die Arbeitsgemeinschaft nun die Vernetzung von Initiativen für Menschenrechte und gegen rechtsextreme Einstellungen innerhalb der Kirchen voran bringen, einen Ost-West-Wissens- und Praxisaustausch dazu initiieren und die Rolle als Dienstleister zur Wahrung der Würde des Menschen ausbauen. Neben einer aktiven Öffentlichkeitsarbeit innerhalb und außerhalb der Kirche steht die konkrete Hilfe vor Ort durch die Vermittlung von Ansprechpersonen sowie die theologische und politische Arbeit im Vordergrund.
Bei den Eröffnungsgottesdiensten des Kirchentages waren 86.643,72 Euro für die diakonische Arbeit mit Sinti und Roma zusammengekommen, beim Himmelfahrtsgottesdienst betrug die Kollekte 17.082,90 Euro, die der Flüchtlingsarbeit der evangelischen Gemeinde in Bucaramanga (Kolumbien) zugute kommen. Zu dem bisherigen Ergebnis von 234 827,91 € kommen noch die Kollekten der Feierabendmahle hinzu. "Dort erwarten wir noch Überweisungen, so dass wir das Ergebnis später bekannt geben werden", teilte Kirchentagsgeschäftsführer Volker Knöll mit.