Für Kinder weniger Geld als eine Schachtel Zigaretten kostet
Die Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe fordert vom Staat mehr Geld für die Unterstützung junger Menschen. Bund, Länder und Kommunen gäben für jedes Kind pro Tag im Durchschnitt 4,08 Euro aus, kritisierte der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft, Norbert Struck, am Mittwoch auf dem Deutschen Kinder- und Jugendhilfetag in Stuttgart.

"Unterm Strich wird damit für jedes Kind und jeden Jugendlichen von der öffentlichen Hand weniger ausgegeben als von einem Raucher für eine Schachtel Zigaretten", sagte Struck. Das Bundesfamilienministerium bezeichnete eine Erhöhung der Mittel indes als illusorisch und unrealistisch.

Struck verlangte einen höheren Anteil an Kita-Betreuern mit Migrationshintergrund sowie eine bessere Bezahlung. Zugleich kritisierte er Sanktionen gegen jugendliche Hartz-IV-Empfänger als unvereinbar mit einer Jugendpolitik, die auf Motivation und Abbau von Benachteiligung ziele.

Ministerium weist Vorwurf von Mängeln in der Jugendpolitik zurück

Die Bundesregierung wies hingegen Vorwürfe zurück, sie betreibe keine konzertierte Jugendpolitik. Das Gegenteil sei richtig, sagte der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesfamilienministerium, Hermann Kues (CDU), der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Mittwochsausgabe). Erstmals werde in der Familienpolitik die eigenständige Altersphase der Jugendzeit besonders in den Blick genommen: "Das hat es bis jetzt nie gegeben."

[listbox:title=Mehr im Netz[Jugendhilfetag]] Eine Erhöhung der Mittel bezeichnete der CDU-Politiker angesichts der Haushaltslage des Bundes als illusorisch und unrealistisch. "Die Qualität von Jugendpolitik zeigt sich nicht im Ausgeben von Geld", betonte Kues. In der konzeptionellen Arbeit seien nun auch die Wohlfahrtsverbände gefordert, Ideen zu entwickeln. "Der Staat muss nicht immer vorangehen", betonte der Staatssekretär.

In Stuttgart findet zurzeit der 14. Deutsche Kinder- und Jugendhilfetag statt. Auf Europas größter Kinder- und Jugendfachmesse präsentieren 320 Aussteller drei Tage lang ihre Konzepte für die Arbeit mit jungen Menschen. Zudem gibt es mehr als 200 Veranstaltungen zur Fortbildung von Erzieherinnen, Sozialarbeitern und Pädagogen. Zum Abschluss an diesem Donnerstag wird sich Bundespräsident Christian Wulff den Fragen Jugendlicher stellen.

epd