In Pakistan ist "Journalist" ein gefährlicher Beruf
Ende Mai ist der verschwundene Journalist Saleem Shahzad tot aufgefunden worden. Der 40-Jährige war wenige Tage zuvor verschwunden. Seine Leiche soll Spuren von Folter aufgewiesen haben. Nun fordern Menschenrechtsorganisationen und Journalistenverbände eine bessere Aufklärung von Morden an Reportern in Pakistan.

Der südasiatische Staat gilt als eines der gefährlichsten Länder für Journalisten. Laut Reporter ohne Grenzen sind seit Anfang 2010 16 Reporter getötet worden. Pakistan steht auf dem Pressefreiheits-Index der Organisation auf einem schlechten Rang - 151 von 178 Staaten. Jetzt hat das pakistanische Innenministerium in Islamabad angeboten, dass sich Reporter zum Selbstschutz bewaffnen dürfen. Sie müssten nur einen Antrag dafür stellen. Dies lehnt die Pakistanische Bundesvereinigung für Journalisten jedoch ab.

Nur wenige Morde werden aufgeklärt

In Pakistan verlaufen Untersuchungen zu den Todesfällen bei Journalisten meist im Sande. Lediglich der Mord an dem amerikanischen Reporter Daniel Pearl im Jahr 2002 sei vor Gericht verhandelt worden, berichtete die pakistanische Zeitung "Express Tribune" am Freitag. Hintergrund ist der Tod des pakistanischen Investigativ-Journalisten Saleem Shahzad Ende Mai. Es gibt Gerüchte, dass der pakistanische Geheimdienst ISI darin verwickelt ist. Zunehmend wird in dem Krisenland die Forderung nach einer umfassenden Aufklärung der Umstände erhoben.

Shahzad, Bürochef der in Hongkong erscheinenden "Asia Times Online", war auf dem Weg zu einem TV-Interview spurlos aus der Hauptstadt Islamabad verschwunden. Drei Tage später fand man seine Leiche in einem Straßengraben rund 150 Kilometer entfernt. Sein Körper wies Folterspuren auf.

Shahzad hatte gute Kontakte zum pakistanischen Militär und zu islamischen Terrororganisationen. Zuletzt hatte er mit einem Artikel über die Verstrickungen zwischen dem Terrornetzwerk Al-Kaida und der pakistanischen Armee für Aufsehen gesorgt. Shahzad war zuvor mehrfach vom pakistanischen Geheimdienst gewarnt worden, nichts zu schreiben, was den nationalen Interessen des Landes schaden könnte.

Die Rolle von Polizei und Geheimdienst ist unklar

In den vergangenen zwei Jahren sind fünf andere Journalisten in Pakistan unter mysteriösen Umständen getötet worden, doch keiner der Fälle ist bislang aufgeklärt worden, wie die "Express Tribune" schrieb. Der TV-Reporter Wali Khan Babar vom Nachrichtensender Geo-TV wurde im Januar in seinem Auto in Karachi von unbekannten Männern erschossen. Zwar hat die Polizei fünf Verdächtige festgenommen, doch die Untersuchungen gehen nicht voran, nachdem drei Männer, die in den Fall verwickelt waren, ebenfalls getötet wurden. Selbst die Familie des Reporters schweigt zu dem Fall, offenbar aus Angst.

Auch der Mord an Misri Khan, der im September 2010 vor dem Presse-Club in Hangu erschossen wurde, ist noch nicht aufgeklärt. Zwar haben die aufständischen Taliban sich zur Tat bekannt, doch Beobachter vermuten, dass die örtliche Polizei in den Fall verstrickt sein könnte.

dpa/evangelisch.de