120.000 Gläubige feiern Abschlussgottesdienst des Kirchentags
Bei strahlendem Sonnenschein und hochsommerlichen Temperaturen haben 120.000 Gläubige am Sonntag in Dresden den Abschluss des Kirchentages gefeiert. Die Menschen versammelten sich beiderseits der Elbe zu einem Freiluftgottesdienst. Kirchentagspräsidentin Katrin Göring-Eckardt rief zum Ende des fünftägigen Protestantreffens die Politik zu einer stärkeren Beteiligung der Bürger an wichtigen Entscheidungen auf.

"Wir wollen keine Von-Oben-Politik, sondern sind die Dafür-Republik", sagte Göring-Eckardt: "Fragt uns, diskutiert fair, hört auf kluge Einwände, bevor ihr große Entscheidungen trefft, zu Bahnhöfen, zu Flughäfen, zu Kraftwerken und Krankenversicherungen." Für die Grünen-Politikerin und Bundestagsvizepräsidentin Göring-Eckardt ist ein Kirchentag "immer beides: ein Fenster zum Himmel und eine Tür zur Welt". Der nächste evangelische Kirchentag findet 2013 in Hamburg statt.

Göring-Eckardt sagte, Christen ließen sich nicht einreden, sie müssten entweder noch politischer oder aber noch frommer werden. "Wir sind beides, und wir haben vor, es zu bleiben", betonte sie und nahm Bezug auf das Kirchentagsmotto: "Denn da, wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz. Und wir sind frei, wenn Gott unser Schatz ist, frei für eine bessere, lebenswertere Welt."

Gottesdienst mit Verteidigungsminister und Ministerpräsident

An dem vom ZDF live übertragenen Gottesdienst nahmen unter anderen auch Verteidigungsminister Thomas de Maizière und der sächsische Ministerpräsident Stanislaw Tillich (beide CDU) teil. An dem Protestantentreffen beteiligten sich rund 118.000 Dauerteilnehmer. Täglich kamen zudem mehrere tausend Tagesgäste. Der Kirchentag stand unter dem Motto "...da wird auch dein Herz sein". Wichtige politische Themen waren die Auslandseinsätze der Bundeswehr, der Atomausstieg, soziale Gerechtigkeit und demokratische Mitbestimmung.

In ihrer Abschlusspredigt rief die Frankfurter Pfarrerin Ulrike Trautwein zu Zuversicht und Mut auf. "Mitten unter uns ist noch viel möglich", sagte sie angesichts von Armut und internationalen Krisen: "Die Welt geht nicht einfach den Bach runter!" Überall wo Menschen Irrwege nicht fortsetzten, wie zum Beispiel bei der Atomkraft, leuchte etwas vom Reich Gottes auf, sagte die Theologin, die am vergangenen Sonntag zur neuen Berliner Generalsuperintendentin gewählt worden war.

2013 Kirchentag in Hamburg

Zum evangelischen Kirchentag nach Hamburg in zwei Jahren lud der Rechtswissenschaftler und künftige Kirchentagspräsident Gerhard Robbers zusammen mit dem nordelbischen Bischof Gerhard Ulrich ein. Robbers betonte, Hamburg habe eine große Kirchentagstradition, da bereits 1953, 1981 und 1995 dort das Christentreffen stattgefunden habe.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, und der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Alois Glück, riefen die Gläubigen auf, zum Katholikentag im nächsten Jahr nach Mannheim zu reisen. "Wir wollen gemeinsam einen neuen Aufbruch wagen", sagte der Freiburger Erzbischof Zollitsch, in dessen Bistum der Katholikentag stattfinden wird. Glück sagte, er freue sich auf alle, die "sich gemeinsam mit uns für mehr Gerechtigkeit in dieser Welt einsetzen wollen".

epd