"Wenn abgeschaltet ist, sind wir noch nicht ausgestiegen"
Der 33. Evangelische Kirchentag hat eine Resolution zur Energiepolitik in Deutschland verabschiedet. Wichtigste Punkte des Programms sind der komplette und bedingungslose Atomausstieg bis 2017 und eine ergebnisoffene Erkundung mehrerer möglicher Endlagerstandorte. Weiter fordert der Kirchentag einen Übergang ins Zeitalter der erneuerbaren Energien ohne neue Kohlekraftwerke, sondern mit hocheffizienten Gaskraftwerken.

Professor Günter Altner, Biologe und Theologe aus Berlin, bescheinigte der Regierung Merkel Planlosigkeit: "Da fehlt es an einem soliden Gesamtkonzept. Es ist nicht von der Hand weisen, dass hier flink und unsolide unter öffentlichem Druck ein Programm zusammengeschustert wurde." Altner beklagte zudem, dass die Ereignisse von Fukushima inzwischen von vielen Seiten schon wieder relativiert würden. Die Gefahren der Atomkraft seien schon Thema vieler Kirchentage gewesen. "Leider haben wir uns damit nie gegenüber den christlichen Parteien verständlich machen können."

Auch Frank-Walter Steinmeier (SPD) hat keinerlei Verständnis für die Energiepolitik der Bundesregierung: "Ich habe im letzten Jahr keinen Anlass gesehen, den Atomausstieg rückgängig zu machen. Wir können nicht alle paar Jahre die Grundlagen der Energiewirtschaft verändern. Was jetzt beschlossen wird, muss tragfähig sein." Wichtig sei auch die Akzeptanz energiepolitischer Maßnahmen in der Bevölkerung.

"Hinterlassenschaften werden uns noch lange beschäftigen"

Regine Günther vom WWF warnte davor, die ausrangierten Atomkraftwerke durch neue Kohlekraftwerke zu ersetzen. "Das währe eine riesige Hypothek für die Zukunft!" Stattdessen müsse die Übergangszeit bis zu einer vollständigen Versorgung durch erneuerbare Energien vor allem mit Gaskraftwerken bewältigt werden. Hildegard Müller, vom Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft forderte ein klares Bekenntnis zu fossilen Energieträgern wie Gas und Kohle, solange es noch keine ausreichenden Speicherlösungen für erneuerbare Energien gebe.

Gerhard Ulrich, Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Nordelbien, erinnerte auch an die Folgen der Atomkraftnutzung: "Wenn wir abgeschaltet haben, sind wir noch lange nicht ausgestiegen. Die Hinterlassenschaften werden uns noch für lange Zeit beschäftigen." 

kirchentag.de