Die Angehörigen quälten sich mit der Frage nach dem "Warum und warum jetzt", sagte de Maizière. "Wir können ihnen keine Antwort geben." Erstmals stand er als Verteidigungsminister vor den Särgen von im Auslandseinsatz getöteten Soldaten. Die Särge waren mit der Flagge der Bundeswehr, Stahlhelm, Auszeichnungen und Porträts geschmückt. Je sechs Soldaten hielten die Ehrenwache. De Maizière verneigte sich vor den Toten. "Sie sind nicht mehr unter uns. Sie fehlen uns", sagte er. Etliche der Soldaten und Soldatinnen in der Kirche rangen mit den Tränen.
De Maizière würdigte das Engagement deutscher Soldaten in Afghanistan. "Sie haben in den langen Monaten, Wochen und Tagen ihres Einsatzes immer wieder ihr Leben riskieren müssen, um in unserem Auftrag den Menschen in Afghanistan ein besseres Leben zu ermöglichen." Zweifel an einem solchen Einsatz seien erlaubt und notwendig. "Aber sie müssen auch überwunden werden, wenn wir vom Ziel überzeugt sind. Und das sind wir."
De Maizière: Afghanen sollen sich nicht entmutigen lassen
Weil die Taliban im direkten Kampf unterlegen seien, griffen sie immer häufiger hinterhältig mit ferngezündeten Sprengladungen an, kritisierte de Maizière. "Sie bringen Leid und Terror über Afghanistan. Sie nehmen bewusst in Kauf, dass auch afghanische Zivilisten ihr Leben lassen. Ja, sie legen es darauf an." Die Taliban wollten die Afghanen entmutigen, die sich für die Zukunft ihres Landes einsetzten. "Das dürfen wir nicht zulassen, das werden wird nicht zulassen." Terroristen dürften nie das letzte Wort haben.
"Es das eine, über die Bewahrung von Menschenrechten zu sprechen, es ist das andere, dafür Verantwortung zu übernehmen", betonte de Maizière. "Diese Verantwortung für Frieden und Freiheit in der Welt fordert auch Opfer. Wie bitter dies sein kann, spüren wir in dieser Stunde."
Der evangelische Militärdekan Armin Wenzel aus Kiel sprach in seiner Predigt von "hinterlistigen Anschlägen, die das Leben der drei Soldaten mit ungeheuerlicher Gewalt beendet" hätten: "Das Leben der jungen Männer ist abgeschnitten wie ein Faden." Als Trauernde fragten Menschen nach dem "Warum" des Leidens und darüber hinaus, "ob es denn überhaupt einen Gott angesichts des Krieges und der Ungerechtigkeit gibt". Christen hätten nur den Trost, dass Jesus am Kreuz gestorben sei, aber Gott an ihm festgehalten habe.
Bisher 52 Soldaten in Afghanistan getötet
Der 33-jährige Hauptmann Markus Matthes, der im hessischen Stadtallendorf stationiert war, starb in der vergangenen Woche bei einem Sprengstoffangriff auf einer Patrouille der Bundeswehr. Der 43-jährige Major Thomas Tholi aus Kastellaun in Rheinland-Pfalz und der 31-jährige Hauptfeldwebel Tobias Lagenstein aus Wildeshausen im Kreis Oldenburg kamen nach Bundeswehrangaben am Samstag bei einem Anschlag der Taliban auf den Gouverneurspalast in Talokan um.
An der Feier nahmen auch der Generalinspekteur der Bundeswehr, General Volker Wieker, und der hannoversche Landesbischof Ralf Meister teil. Der beim Anschlag am vergangenen Samstag verwundete ISAF-Regionalkommandeur, Generalmajor Markus Kneip, konnte wegen seiner Verletzungen nicht anwesend sein. Am Donnerstag war bei einem Sprengstoffanschlag auf die Bundeswehr in der Nähe des nordafghanischen Kundus ein weiterer deutscher Soldat getötet worden. Damit stieg die Zahl der bisher in Afghanistan getöteten Bundeswehrsoldaten auf 52. Von ihnen starben 33 bei Gefechten oder Anschlägen.