Bei den Großkundgebungen in mehr als 20 Städten forderten Redner die Abschaltung aller Atomkraftwerke in Deutschland sowie eine Energiewende. Zu den Demonstrationen unter dem Motto "Atomkraft Schluss!" hatte ein breites Bündnis von Umweltverbänden, Anti-Atom-Initiativen, Gewerkschaften und Kirchen aufgerufen. Auslöser für den Anti-Atom-Protest war die Reaktorkatastrophe im japanischen Fukushima im März, die in der deutschen Politik eine Umkehr in der Energiepolitik eingeleitet hatte.
Bis zur CDU-Parteizentrale
Die bundesweit größte Kundgebung fand in Berlin statt. In der Hautstadt zogen nach Angaben des Koordinationsbüros rund 25.000 Menschen vom Roten Rathaus zum Konrad-Adenauer-Haus, dem Sitz der CDU-Parteizentrale, um lautstark ihre Forderung nach einem sofortigen Ausstieg aus der Atomenergie zu bekunden.
In München gingen nach Angaben der Veranstalter ebenfalls rund 25.000 Menschen auf die Straße, in Hannover rund 12.000 und in Freiburg rund 10.000. Teilweise gingen die Angaben von Veranstaltern und Polizei zu den Teilnehmerzahlen deutlich auseinander. Während die Organisatoren für Hamburg rund 20.000 Demonstranten nannte, sprach die Polizei am Mittag von rund 6.000. In Freiburg sprach die Polizei von knapp 7.000 Teilnehmern. In Frankfurt am Main demonstrierten nach Angaben der Veranstalter 8.000 bis 10.000 Menschen, laut Polizei maximal 6.000.
Prominente unter Teilnehmern
Unter den Demonstranten waren auch Prominente. So nahm Münchens Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) an der Kundgebung in der bayerischen Landeshauptstadt teil. Am Protestzug in Dresden beteiligte sich Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt (Grüne), die auch Präsidentin des bevorstehenden evangelischen Kirchentages in der Stadt ist. Auch der "Prinzen"-Sänger Sebastian Krumbiegel war unter den Demonstranten in Dresden. Weitere Kundgebungen fanden unter anderem in Mainz, Mannheim, Essen, Bonn, Münster, Bremen, Kiel und Magdeburg statt.
Die von der Bundesregierung eingesetzte Ethikkommission zur Energiewende beriet unterdessen in Berlin über ihren Abschlussbericht. Wie die "Frankfurter Rundschau" (Samstagsausgabe) unter Berufung auf den überarbeiteten Entwurf des Berichts berichtete, wird die Kommission sich voraussichtlich für einen endgültigen Atomausstieg "innerhalb eines Jahrzehnts" aussprechen.
Der badische Landesbischof Ulrich Fischer, der der Kommission angehört, sagte der Zeitung, er rechne fest mit einer Einigung auf einen Abschlussbericht. Die Chancen dafür seien sehr groß, so der evangelische Theologe. Alle Experten hätten sehr klar für einen Zehn-Jahres-Korridor votiert, innerhalb dessen der Ausstieg zu schaffen sei.