Der 64-jährige Buß steht seit 2004 an der Spitze der viertgrößten Landeskirche. Die neue Präses tritt ihr Amt am 1. März 2012 an. Die Evangelische Kirche von Westfalen ist mit 2,5 Millionen Mitgliedern die viertgrößte der 22 evangelischen Landeskirchen in Deutschland. Sie erstreckt sich zwischen Minden und Bocholt, Tecklenburg und Siegen und ist gegliedert in 31 Kirchenkreise mit derzeit 532 Gemeinden.
Annette Kurschus steht laut einer Pressemitteilung der Landeskirche für theologische Konzentration, wache Zeitgenossenschaft und ökumenische Weite. Auch in Zukunft werde die Kirche "Strahlkraft behalten, liebenswert und wegweisend sein. Das ist uns von Gott verheißen – und im Vertrauen auf diese Verheißung lebe und arbeite ich in der Kirche", so die Theologin. Auf das Wort, aus dem die Kirche lebe und das sie weitergebe, könne die Gesellschaft nicht verzichten.
"Wache Zeitgenossenschaft"
Die Superintendentin zitiert das Barmer Bekenntnis der Bekennenden Kirche von 1934: "Die Botschaft von der freien Gnade Gottes ausrichten an alles Volk" ist demnach Auftrag der Kirche. Annette Kurschus: "Mit Leidenschaft habe ich diesen Auftrag zwölf Jahre lang als Pastorin zusammen mit der Kirchengemeinde vor Ort wahrgenommen; demselben Auftrag stelle ich mich seit sechs Jahren unter anderen Herausforderungen als Superintendentin in der Gemeinschaft eines großen Kirchenkreises; gern würde ich den Auftrag auch auf landeskirchlicher Ebene mit all ihrer Vielfalt in verantwortlicher Position mit Leben füllen. Und zwar in theologischer Konzentration, wacher Zeitgenossenschaft und ökumenischer Weite."
Annette Kurschus wurde am 14. Februar 1963 in Rotenburg an der Fulda geboren und wuchs in Obersuhl und Siegen auf. Nach dem Theologiestudium in Bonn, Marburg, Münster und Wuppertal wurde sie 1989 Vikarin und 1993 Gemeindepfarrerin in Siegen. Seit 2005 steht sie als Superintendentin an der Spitze des Kirchenkreises Siegen, des größten der 31 westfälischen Kirchenkreise. 2002 wurde die Theologin Mitglied im Moderamen (Leitungsgremium) des Reformierten Bundes in Deutschland. Seit 2003 gehört sie auch dem Liturgischen Ausschuss der Union Evangelischer Kirchen (UEK) an. Annette Kurschus ist ledig und hat keine Kinder. Als ein 2Lebenselixier" bezeichnet sie die Musik, besonders Gesang und Cello.
Angelika Weigt-Blätgen steht laut Pressemitteilung "für eine Kirche, die sich einbringt in den Diskurs um alle ethischen, sozialpolitischen, umweltpolitischen Themen unserer Zeit". Die biblische Verheißung, 2dass Gott das Leben gegen den Tod, gegen Gewalt und Machtmissbrauch und Menschenverachtung durchgesetzt hat", ist für sie Grundlage und Ausgangspunkt, Kirche zu gestalten. Das bedeute konkret: "Gemeinden, Christinnen und Christen, bringen sich in ihrem Gemeinwesen, im Quartier ein, engagieren sich zivilgesellschaftlich, arbeiten ehrenamtlich, suchen neue Kooperationsmodelle – ökumenische, interreligiöse, interkulturelle."
Verbundenheit mit der Diakonie
Weigt-Blätgen will nach eigenem Bekunden "die Kreise nicht enger, sondern weiter ziehen". Sie betonte außerdem die enge Verbundenheit von Diakonie und Kirche, "wie wir sie in Westfalen kennen": Diese Verbundenheit sei weiter zu pflegen und zu entwickeln. Sie unterstrich auch die Verantwortung der großen westfälischen Landeskirche dafür, dass die Evangelische Kirche in Deutschland und die ökumenischen Beziehungen zukunftsfest gemacht werden. "Wir sind gemäß unserem christlichen Auftrag die älteste und größte Globalisierungsbewegung."
Angelika Weigt-Blätgen wurde am 25. Juli 1955 in Dortmund geboren. Sie studierte Theologie in Bethel und Münster und lernte als Vikarin in Dortmund-Scharnhorst praktische Gemeindearbeit. Bei der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen mit Sitz in Soest arbeitete sie zunächst als theologische Referentin, dann als Mitglied der Geschäftsführung. Seit acht Jahren ist sie leitende Pfarrerin der Frauenhilfe. Weigt-Blätgen ist Mitglied der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und in zahlreichen weiteren kirchlichen Leitungsgremien. Die geschiedene Mutter von zwei erwachsenen Söhnen begeistert sich für moderne Literatur und Rockmusik. Außerdem ist sie Fan des Deutschen Fußballmeisters Borussia Dortmund.
Öffentliche Vorstellung
Beide Kandidatinnen werden sich vor der Wahl öffentlich vorstellen. Sie halten jeweils einen Vortrag zu einem selbst gewählten Thema aus der evangelischen Kirche sowie einen Gottesdienst. Dabei haben die Gläubigen auch die Möglichkeit, die Kandidatinnen persönlich kennenzulernen. Annette Kurschus hält ihren Vortrag am 12. September im Haus der Kirche in Bielefeld. Eine Woche später, am 19. September, spricht dort Weigt-Blätgen. Die Gottesdienste finden am 28. September in der Dortmunder Marienkirche (Kurschus) sowie am 7. Oktober in der Pauluskirche in Hamm (Weigt-Blätgen) statt. Alle Veranstaltungen beginnen um 18.30 Uhr.