Ratko Mladic: Der "Schlächter vom Balkan" ist gefasst
"Im Namen der Republik Serbien teile ich mit, dass Ratko Mladic verhaftet wurde": Der serbische Staatschef Boris Tadic hat am Donnerstag die Verhaftung von Serbengeneral Ratko Mladic bestätigt. Mladic gehörte zu den meistgesuchten Männern der Welt. Er stand im Bosnienkrieg (1992-1995) an der Spitze der serbischen Armee. Nach Überzeugung des Haager UN-Kriegsverbrechertribunals ist er für die schlimmsten Verbrechen in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg verantwortlich. Nun wird Mladic nach Den Haag überstellt.
26.05.2011
Von Thomas Brey und Günther Chalupa

Das Massaker von Srebrenica im Osten Bosniens mit mindestens 8.000 Toten bleibt für immer mit dem Namen Ratko Mladic verbunden. Wenige Monate vor Ende des Bürgerkriegs in Bosnien-Herzegowina überrannten serbische Truppen unter seinem Befehl die zur UN-Schutzzone erklärte muslimische Enklave. Und während Mladic vor laufenden Kameras dem überrumpelten Kommandeur des niederländischen Blauhelm-Kontingents mit einem Glas Sliwowitz zuprostete, trieben seine Soldaten bereits die Gefangenen zu den späteren Hinrichtungsstätten.

"Der Schlächter vom Balkan" oder "Schlächter Bosniens", einst von seinen Gegnern gehasst und gefürchtet, wird von vielen seiner Landsleute auch heute noch als Held verehrt. Entsprechend leicht war es ihm auch, seit 1995 angeblich unerkannt untergetaucht zu leben.

Als Stratege bewundert

Das UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag hat den heute 68-Jährigen angeklagt, im bosnischen Bürgerkrieg die schlimmsten Verbrechen in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg angeordnet zu haben. Der von seinen Soldaten als begnadeter Stratege bewunderte General soll für die dreijährige Belagerung von Sarajevo ebenso verantwortlich sein wie für "ethnische Säuberungen", die Gräuel in Internierungslagern sowie die Ermordung von bis zu 8000 Muslimen in Srebrenica.

International bekannt wurde der am 12. März 1943 in Kalinovik südlich von Sarajevo geborene Mladic im Juli 1991, als er zum Stabschef der Jugoslawischen Volksarmee (JNA) in Knin in Kroatien ernannt wurde. Er sorgte für die Unterstützung der serbischen Minderheit in diesem Teil Kroatiens bei ihrer Abspaltung von Zagreb. Diese "Hauptstadt" der kroatischen Serben war denn 1995 auch erstes Ziel der kroatischen Schlussoffensive.

Er folgt Karadzic nach Den Haag

Im Mai 1992 stieg Mladic zum Armeechef der bosnischen Serben auf, plante die Eroberung Bosniens mit seinem - inzwischen in Den Haag einsitzenden - Chef Radovan Karadzic. Sein Credo lautete: "Niemals würde ich den Rückzug befehlen" - auch wenn eine Million Opfer zu beklagen wären.

Zunächst gelang es Mladic, über 70 Prozent Bosniens besetzt zu halten, obwohl die Serben nur ein Drittel der Bevölkerung stellten. Erst gegen Kriegsende erzwangen Kroaten und Muslims - auch mit Unterstützung der Nato-Luftwaffe - einen Rückzug der Serben. Mit der Unterzeichnung des Friedensvertrags von Dayton verschwand Mladic still von der Bühne.

dpa