Zeitreise zurück zu den Ursprüngen der Bibel
Von diesem Wochenende an wartet das Bibelhaus Erlebnis Museum in Frankfurt am Main mit einmaligen archäologischen Funden aus Israel auf. Die Dauerausstellung nimmt die Besucher mit auf eine Pilgerreise nach Jerusalem, wie sie in der Zeit Jesu Tausende von Menschen unternahmen.
25.05.2011
Von Lieselotte Wendl

"Ist das auch echt?" Immer wieder stellten Besucher des Bibelhauses am Frankfurter Museumsufer diese Frage. Nun endlich kann die Antwort meistens lauten: "Ja, ein echtes Fundstück aus dem Land der Bibel." Direktor Jürgen Schefzyk kann seit der Wiedereröffnung auf 270 Fundstücke verweisen, die dem von der Frankfurter Bibelgesellschaft getragenen Haus in den nächsten zehn Jahren für seine Ausstellung zur Verfügung stehen werden.

Weltweit einmalige Originalexponate

Als erstes Museum weltweit bekam das Bibelhaus diese Originale von der Antikenverwaltung Israels als Leihgabe zur Verfügung gestellt. Bisher hat diese Behörde, die sämtliche nach 1974 ausgegrabenen archäologischen Funde verwaltet, lediglich eigene Ausstellungen ins Ausland verliehen. Allerdings konnte man im vergangenen Jahr schon quasi erproben, wie das ist, einmalige Originale zu zeigen. Damals nämlich hatte das Bibelhaus schon einmal 150 Originale aus Jerusalem und der Festung Masada am Toten Meer in seiner halbjährigen Schau Judäa und Jerusalem – Leben in römischer Zeit" zeigen dürfen.

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Daneben wird es aber auch weiterhin originalgetreue Nachbauten geben, wie etwa
das große hölzerne Schiff im Erdgeschoss der früheren französisch-reformierten Kirche in der Metzlerstraße. Auf ihm konnten und können vor allem Kinder und Jugendliche nachspüren, was es für die Jünger Jesu bedeutet haben mochte, sich mitten auf dem See Genessaret einem furchtbaren Sturm ausgesetzt zu sehen. Das Schiff beherrscht auch jetzt noch immer durch seine schiere Größe den Ausstellungsraum. Doch sonst hat sich vieles verändert.

Nach dem Umbau kann das Museum nicht nur die Sicherheit für die wertvollen Stücke umfassend garantieren. Es hat auch die Voraussetzungen geschaffen, dass die Exponate klimatisch optimal untergebracht sind und damit keinen Schaden nehmen.

Museum mit "Alleinstellungsmerkmal"

Das Ziel, mit dem seinerzeit die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau den Umbau anstieß, lautete: das Bibelhaus bis zum Jahr 2017 zu einem Erlebnismuseum "mit Alleinstellungsmerkmal in Deutschland, wenn nicht sogar in Europa" zu machen, so Direktor Schefzyk. Das ist gelungen. Umbau und Betrieb des Museums werden durch die finanzielle Unterstützung der Stadt sowie der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau sichergestellt.

Das Bibelhaus wolle keine Doubletten produzieren, betont Schefzyk. Vielmehr sucht der Direktor die Kooperation etwa mit dem Ikonenmuseum, dem Städel oder den jüdischen Museen in Frankfurt – allesamt renommierte Häuser, die ebenfalls einen religiösen Bezug pflegen.

"Uns geht es darum, Objekte zu zeigen, die aus der Zeit stammen, als die Bibel entstand", sagt Schefzyk. Wichtig ist ihm auch, keine Objekte aus dem Antikenhandel auszustellen. Archäologisch wertvoll seien nur die Stücke, die dokumentiert und publiziert seien und bei denen der zeitliche Kontext nachvollziehbar und nachgewiesen sei.

Dass nun ein von einer christlichen Einrichtung getragenes Museum solche Funde zeigen dürfe, macht den Direktor besonders stolz. Die Stücke stammen im Wesentlichen aus einem Zeitraum zwischen dem 1. Jahrhundert vor und dem 1. Jahrhundert nach Christi Geburt. Wie bedeutsam das Abkommen zugunsten des Bibelhauses ist, zeigt sich auch daran, dass der israelische Boschafter in Deutschland die Schirmherrschaft für diese Ausleihe übernommen hat.

Mit Pilgern in der Zeit Jesu nach Jerusalem reisen

Die Dauerausstellung folgt dem Grundgedanken einer Pilgerfahrt und nimmt den Besucher als einen von vielen, die zu biblischer Zeit nach Jerusalem reisten, mit dorthin. So zeigen Alltagsgegenstände, welche hohe Bedeutung der Beruf des Fischers seinerzeit hatte. Die Besatzung durch die Römer und der Widerstand gegen sie werden ebenso thematisiert wie Feste und Rituale der Juden.

Wohl einmalig dürfte der virtuelle Rundgang durch den herodianischen Tempel sein, zu dem die Besucher eingeladen sind. Denn Herodes, der Christen vor allem als der Verfolger Jesu und als Mörder sämtlicher Kleinkinder in der Region bekannt ist, galt als der größte Bauherr jener Zeit. Er hat den Tempel in Jerusalem zu seiner gigantischen Größe ausbauen und dort die größte von Menschenhand geschaffene Versammlungsplattform errichten lassen.

Während die Dauerausstellung auf die Zeit Jesu konzentriert ist, wird es auch weiterhin Wechselausstellungen im Untergeschoss des Hauses geben. Für das Jahr 2012 etwa ist eine Weihnachtsausstellung unter dem Titel "Christ ist geboren" geplant. Im Jahr darauf heißt es dann "Jaffa – Tor zum heiligen Land". Diese Ausstellung beschäftigt sich mit der Bedeutung Jaffas, dem alten Hafen von Tel Aviv. Dabei wird auch die Frage der Migration und der Integration von Menschen anderer Kulturen und Nationalitäten ein Rolle spielen – ein Thema, das gerade in Frankfurt auch heute hochaktuell ist.


Lieselotte Wendl arbeitet als freie Journalistin in Frankfurt.