Elektroauto: Viele reden darüber, wenige haben eins
Thomas Frenzels Glück ist melonengelb, hat drei Räder und liegt ziemlich tief auf der Straße. Jeden Tag fährt der 52-Jährige mit seinem CityEL zur Arbeit. Wenn er bei schönem Wetter das Verdeck entfernt, sieht es so aus, als brause er in einem umgebauten Bob auf Rädern auf der Landstraße dahin. Frenzel fährt, worüber Politik und Automobilhersteller derzeit gerne reden - ein Elektroauto. Mehr noch: Als Mitarbeiter der Firma Smiles AG im fränkischen Aub bei Würzburg verkauft er sie auch an interessierte Kunden.
25.05.2011
Von Marlene Halser

Seit 1996 vertreibt die Smiles AG, ein mittelständisches Unternehmen mit 22 Mitarbeitern, Elektroautos. Der dreirädrige Einsitzer CityEL, mit dem alles begann, wird in Aub gefertigt. Weitere, etwas komfortablere Modelle importiert die Firma seit 2009 aus Italien und Indien. In Sachen Energieverbrauch sind die Fahrzeuge des fränkischen Betriebs ungeschlagen. Der CityEL wiegt inklusive der unter dem Sitz eingebauten Lithiumbatterie 230 kg und ist mit nur rund einem Euro Energiekosten auf 100 Kilometer nach Auskunft des Unternehmens "das sparsamste Serienfahrzeug der Welt". Wird er mit regenerativ gewonnenem Strom aufgeladen, fährt er nahezu emissionsfrei.

Geringe Reichweite ist ein Problem

Das Problem an Elektroautos ist ihre geringe Reichweite. Der CityEL kommt unter idealen Bedingungen bis zu 120 Kilometer weit, bevor er mit Hilfe eines Stromkabels über die Steckdose erneut aufgeladen werden muss. Frenzel sieht darin kein Problem: "Studien haben gezeigt, dass 80 Prozent der Autofahrer täglich eine Strecke unter 50 Kilometer zurücklegen."

Den gewohnten Komfort benzinbetriebener PKWs lassen die Fahrzeuge der Smiles AG jedoch vermissen. Das Fahrgefühl im Innern der Kabine erinnert eher an das in einem Autoskooter auf der Kirmes als in einem normalen Auto. Darauf erwidert Frenzel: "Die Frage, die wir uns in Zukunft stellen müssen, lautet: Wie viel Auto braucht der Mensch?" Es sei längst an der Zeit, das vorherrschende Mobilitätskonzept zugunsten umweltfreundlicherer Lösungen zu überdenken: "Jetzt haben wir die Chance, 125 Jahre Luxus und Verschwendung in der Automobilindustrie zu beenden."

Allein: Mit dieser Meinung gehört Thomas Frenzel zu einer Minderheit. Das belegen die Absatzzahlen des Unternehmens. Rund 200 Elektroautos hat die Smiles AG im Jahr 2010 verkauft. Grund dafür ist auch der relativ hohe Preis der Fahrzeuge: Der einsitzige CityEL kostet 24.000 Euro.

Förderung reicht nicht aus

Den angedachten Maßnahmenkatalog der Bundesregierung zur Förderung von Elektromobilität hält Frenzel für nicht ausreichend. Statt Steuererleichterungen wünscht er sich einen Zuschuss - ähnlich der Abwrackprämie - für jeden Verbraucher, der ein Elektroauto kaufen will. "Gerade am Anfang wären monetäre Anreize sinnvoll", sagt er und verweist auf die Nachbarländer Frankreich und Dänemark, in denen staatliche Zuschüsse mehr Elektroautos auf die Straße brachten. Anders sieht er keine Chance, dass die Bundesregierung das selbstgesteckte Ziel von einer Million Elektroautos bis 2020 erreicht.

Bei der BMW AG in München sieht man das anders. Der Konzern berät die Bundesregierung mit Forschern und weiteren führenden Autoherstellern in der "Nationalen Plattform Elektromobilität". Das Gremium hat die Maßnahmen und Zielvorgaben zur Förderung von Elektroautos in Deutschland erarbeitet. "Bis 2020 werden Elektroautos einen Anteil von fünf bis 15 Prozent am deutschen Automobilmarkt haben", prognostiziert Konzernsprecher Ralph Huber das Wachstum. Bislang liegt der Anteil laut Kraftfahrtbundesamt bei 0,08 Prozent.

Seit 2009 hat der Automobilhersteller aus Bayern deshalb 800 auf Elektroantrieb umgerüstete Mini Cooper als Leasingfahrzeuge ausgegeben, um das Fahrverhalten von potenziellen Kunden zu erforschen. 2013 will BMW eine eigene Elektroauto-Linie auf den Markt bringen. Thomas Frenzel von der Smiles AG freut sich: "Elektromobilität wird endlich ein ernstzunehmendes Thema", sagt er. "In unserer Nische werden auch wir davon profitieren."

epd