Vulkanasche hält Zehntausende am Boden
Gut ein Jahr nach dem großen Vulkanasche-Chaos müssen Flugpassagiere erneut Geduld aufbringen. Weil die Asche des isländischen Vulkans Grímsvötn nun auch Deutschland erreicht hat, müssen viele Flieger im Norden am Boden bleiben. Auch Berlin ist betroffen.

Die Aschewolke aus Island hat am Mittwoch mehrere Hundert Flüge in Deutschland verhindert. Zehntausende Passagiere mussten ihre Reisepläne ändern. In Frankfurt/Main blieben Flüge nach Bremen und Hamburg am Boden, weil beide Flughäfen ihren Betrieb am Morgen einstellten. Der Berliner Luftraum wird von 11 Uhr an gesperrt, teilte die Deutsche Flugsicherung (DFS) in Langen mit.

"Wie lange es noch zu Beeinträchtigungen kommen wird, ist derzeit nicht abzusehen", erklärte die DFS weiter. Möglicherweise könnten die Einschränkungen wegen der Wetterlage im Lauf des Tages wieder aufgehoben werden. Die Asche in der Luft kann den Flugzeugen gefährlich werden.

Die Lufthansa rechnet wegen der Aschewolke mit 150 Flugausfällen. Betroffen seien An- und Abflüge an den Flughäfen Hamburg, Bremen und Berlin, erklärte ein Sprecher der größten deutschen Fluggesellschaft am Morgen in Frankfurt. Insgesamt wickele die Lufthansa täglich 2.000 Flüge ab.

Sperrungen zunächst bis Mittwoch nachmittag

Am Mittwochmorgen waren von und nach Berlin bereits knapp 30 Flüge gestrichen worden. Betroffen war vor allem der Flughafen Tegel. Dort fielen innerdeutsche Flüge nach Frankfurt/Main, Stuttgart und München aus. Auch internationale Verbindungen nach Nordeuropa wurden storniert.

In Frankfurt fielen 26 Passagierflüge aus, sagte ein Sprecher des Flughafenbetreibers Fraport. Auch Fluggäste mit Ziel Berlin mussten sich auf Ausfälle einstellen. Am Morgen wurden in Frankfurt/Main bereits 16 Flüge aus und in die Hauptstadt gestrichen. Die DFS empfahl allen Passagieren in Richtung Norden, sich bei ihren Fluggesellschaften zu erkundigen.

In Hamburg dürfen Flugzeuge seit 6.00 Uhr weder starten noch landen, sagte eine Flughafensprecherin. Die Sperrung werde vermutlich bis 17.00 Uhr andauern. Insgesamt waren für den gesamten Tag 453 Starts und Landungen geplant, bis 17.00 Uhr fallen 158 Abflüge und 134 Ankünfte aus. Betroffen seien damit allein in Hamburg weit mehr als 20.000 Flugreisende.

Wegen der Aschewolke über Norddeutschland fielen am Mittwoch zwölf Flüge von und nach Stuttgart aus. Die Verbindungen nach Hamburg, Bremen, Westerland und Berlin-Tegel wurden bis 18 Uhr gestrichen, weil dort keine Flugzeuge starten oder landen durften. Allein am Stuttgarter Flughafen sind nach Angaben eines Sprechers etwa 800 Passagiere betroffen.

Flugausfälle auch in Großbritannien

Die Aschewolke des isländischen Vulkans Grímsvötn hatte bereits am Dienstag vor allem in Großbritannien zu zahlreichen Flugausfällen geführt. In Europa waren nach Angaben der europäischen Flugsicherheitsbehörde Eurocontrol 500 Flüge abgesagt. Der Ausbruch des isländischen Vulkans Eyjafjallajökull hatte im vergangenen Jahr wochenlang zum Ausfall tausender Flüge geführt.

Damals fehlten Grenzwerte für die Aschekonzentration in der Luft. Inzwischen gelten drei Zonen - das Fliegen in Regionen mit geringer Konzentration ist erlaubt. In Deutschland wurde von Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) eine kritische Marke festgelegt. Bei mehr als 2,0 Milligramm Asche pro Kubikmeter Luft darf nicht mehr geflogen werden - es sei denn, Triebwerk- und Flugzeughersteller halten einen störungsfreien Betrieb für möglich.

Vulkan Grimsvötn möglicherweise vor Ende des Ausbruchs

Der Vulkan Grimsvötn schleudert inzwischen deutlich weniger Asche in die Atmosphäre und steht möglicherweise bald vor dem Ende seines Ausbruchs. Wie der Seismologe Vodart Svensson vom Meteorologischen Institut in Reykjavik angab, haben sich die Aktivitäten in der Nacht zum Mittwoch wie schon am Vortag vermindert. Ein Ende des Ausbruchs zum Wochenende sich durchaus denkbar, hieß es weiter aus der isländischen Hauptstadt. Die Säule aus Asche und Rauch über dem Vulkan ist nur noch drei bis fünf Kilometer hoch, nach dem Ausbruch am Samstag waren es etwa 20 Kilometer.

Nach Angaben der Internationalen Luftfahrtvereinigung (IATA) in Genf verursachte "das Missmanagement von 2010" im Zusammenhang mit dem Ausbruch des Eyjafjallajökulls dem internationalen Luftverkehr einen Verlust von 1,8 Milliarden Dollar (1,2 Milliarden Euro). Die weltweite Wirtschaft habe einen Schaden von insgesamt fünf Milliarden Dollar (3,5 Milliarden Euro) erlitten.

dpa