Irakische Christen fliehen aus Syrien zurück nach Hause
Nach erneuten Gewaltausbrüchen in Syrien rechnet der irakische Erzbischof Avak Asadourian mit der Rückkehr von Christen, die dorthin geflohen sind, in den Irak. Die Situation in Syrien sei derzeit schlechter als im Irak, sagte der armenisch-orthodoxe Bischof in einem epd-Gespräch bei der internationalen Friedenstagung des Weltkirchenrates in Kingston (Jamaika). Am Freitag hatten syrische Sicherheitskräfte Medienberichten zufolge bei Protesten gegen die Regierung erneut mehrere Dutzend Demonstranten erschossen.

"Wenn die Situation in Syrien sich weiter verschlechtert, werden etliche ehemals aus dem Irak geflohene Familien in den Irak zurückkehren", sagte Asadourian weiter. In den vergangenen Jahren sind nach Angaben des Bischofs rund eine halbe Million Christen aufgrund blutiger Übergriffe aus dem Irak geflohen. Der Bischof verwies auf die weiterhin kritische Sicherheitslage in seinem Land. Viele Christen hätten Angst, sagte er. Erst in der vergangenen Woche wurde die Ermordung eines katholischen Christen in der nordirakischen Stadt Kirkuk bekannt.

Trotz dieser dramatischen Situation im Irak rief der Bischof seine Glaubensbrüder zum Bleiben auf: "Der Irak ist die Heimat von Christen seit dem 2. Jahrhundert nach Christus", sagte Asadourian. Historisch gesehen sei der Irak, in dem heute die Mehrzahl der Bevölkerung muslimisch ist, ein christliches Land. Mit der Flucht gehe auch ein Identitätsverlust einher. Heute leben nach Angaben des in Bagdad lebenden Bischofs noch etwa 750.000 Christen im Irak, die meisten davon im kurdischen Nordirak und in der Niniveh-Ebene bei Mosul.

Bischof: Keine Religionsfreiheit im Irak

Der Bischof, der als Generalsekretär des irakischen Christenrates Sprecher von 14 Kirchen des Landes ist, äußerte jedoch auch Verständnis für die Flucht aus dem Irak: Es fehlten Gesetze, die die Christen vor Übergriffen schützten. Die Religionsfreiheit sei nicht gewährleistet. Ehen zwischen Muslimen und Christen seien nicht erlaubt. Darüber hinaus verwies Asadourian auf die schlechten Lebensbedingungen in seinem Land wie etwa die kaum vorhandene Infrastruktur, der Mangel an sauberen Wasser und Elektrizität.

Seit Jahren sind viele Hunderttausend Menschen, darunter viele Christen und andere Minderheiten, aus dem Irak geflohen und halten sich seither in Flüchtlingscamps vor allem in Syrien und Jordanien auf. 2009 hat Deutschland 2.500 Flüchtlinge aus dem Irak aufgenommen, darunter zahlreiche Christen.

epd