Volker Jung blickt über die innerdeutsche Integrationspolitik hinaus: Vor der ersten Sitzung des Beirates hat er für ein gesamteuropäisches Flüchtlingskonzept geworben. "Die schwierigen Themen Zuwanderung und Flüchtlinge sollten neben der vieldiskutierten Integration nicht vernachlässigt werden", sagte Jung dem epd.
Jung sprach sich für einen europäischen Lastenausgleich bei der Aufnahme von Flüchtlingen und für faire Asylverfahren aus. Zurzeit trügen die Länder an den Grenzen der Europäischen Union eine höhere Last. "Auch Flüchtlinge aus Nordafrika sollten echte Chancen auf ein Resettlement-Verfahren erhalten", sagte Jung in Anlehnung an die Aufnahme von 2.500 irakischen Flüchtlingen in Deutschland ohne die Hürde des Asylverfahrens.
Interessen der Wirtschaft und der Zuwanderer sehen
"Wir brauchen eine gründliche Zuwanderungsdebatte", fügte Jung hinzu, der Vorsitzender der EKD-Kammer für Migration und Integration ist. Es sei legitim, den eigenen ökonomischen Nutzen in der Zuwanderungspolitik zu berücksichtigen. Die EKD wolle aber den Blick auch auf die Interessen der Zuwanderer lenken. In der Integrationspolitik komme es darauf an, einen "guten Prozess ohne Gefälle" zu gestalten.
Die Arbeit des Integrationsbeirats ist nach den Worten des Kirchenpräsidenten dann erfolgreich, wenn sie zu einem sichtbaren Ergebnis in der Politik der Bundesregierung führt, etwa zu einem weiteren Resettlement-Verfahren oder zu einer europäischen Lastenverteilung. Langfristig wäre ein Erfolg ein Mentalitätswandel, so dass Zuwanderung nicht vornehmlich als Belastung, sondern als Chance betrachtet würde. Die Beiratsmitglieder sind bis zum Ende der Legislaturperiode des Bundestags im Herbst 2013 berufen.