Tag zwei nach der Entrückung: Ein normaler Montag
"Morgen letzter Tag" hieß es noch am Freitag. Für Samstag, 18 Uhr, hatte US-Prediger Harold Camping den Weltuntergang angekündigt. Auserwählte Menschen sollten entrückt werden. Schade - heute sitzen wir doch alle wieder im Büro.

Erwartungsgemäß blieb das Szenario aus, das der 89-jährige angekündigt hatte: Es ist nicht ein Teil der Menschen in den Himmel aufgefahren, es hat kein Zeitalter der Katastrophen begonnen (jedenfalls nicht über das normale Maß hinaus). Nun fragte man sich am Samstag (nach 18 Uhr) bei Wochenend' und Sonnenschein: Wo ist Harold Camping?

Wurde er tatsächlich entrückt - und zwar nur er? Nein, er ist noch da! Ein Reporter der Online-Zeitung SFGate (San Francisco) hat ihn gesehen, und zwar am Sonntag vor seiner Haustür in Alameda, Kalifornien. Der Prediger habe alles andere als gut ausgesehen und kaum mehr gesagt als: "Es war ein hartes Wochenende." Die International Business Times zitiert außerdem Campings Ehefrau: Ihr Mann sei einigermaßen verwirrt gewesen, als der letzte Tag am Samstag nicht eintrat.

Harold Camping geht am Montag erstmal zur Arbeit

Am Montag wolle er zur Arbeit gehen und dann mehr darüber sagen, warum der Weltuntergang ausfiel. "Ich suche Antworten", so Camping. Er will beten und sich mit Freunden besprechen. Ob er auch die Internetseiten seines Radiosenders aktualisiert? Dort wird auch am Montagmorgen (MESZ) noch auf den Weltuntergang am 21. Mai hingewiesen, der Countdownzähler auf der englischsprachigen Seite zeigt sogar noch an "00 days left" an. "Minus zwei" wäre jetzt korrekter.

Dann hat Harold Camping eine schwierige Mission vorzubereiten: seine Erklärung, möglicherweise im eigenen Radiosender. Laut der International Business Times ist mit einem Statement aber wohl erst am Dienstag zu rechnen. Viele, die auf seine Prophezeihung hereingefallen sind, erwarten eine Entschuldigung von Camping. Doch wer weiß - vielleicht versucht er es auch nochmal: Mit einem neuen Termin für den Weltuntergang. Weitere Rechenmodelle für seine Methode dürften sich leicht finden lassen.

Kunstaktion: Entrückung in Unterwäsche?

Der ausgefallene Weltuntergang hat Menschen in den USA zu einer Entrückungs-Kunstaktion angeregt: Um vorzugaukeln, dass Auserwählte in den Himmel aufgefahren seien, drapieren die Beteiligten Kleidungsstücke und Schuhe so, als hätten die Betroffenen sie gerade verlassen. Dabei stört es kaum, dass in den einschlägigen Bibelstellen (zum Beispiel im 1. Thessalonicherbrief Kapitel 4, Verse 16 und 17) nichts über eine Entrückung in Unterwäsche zu lesen ist. 

Weitere Witze über Campings Prophezeihung gibt es in einer eigens eingerichteten facebook-Gruppe (auf englisch) und bei Twitter. Weitere Weltuntergänge auf der Seite des amerikanischen Künstlers Loren Madsen.

evangelisch.de/aka