Nikolaus Schneider: "Mich bewegt... Vergeltung"
"Wie du mir, so ich dir" - das ist für Nikolaus Schneider kein Prinzip von Gerechtigkeit, nach dem Christen handeln sollten. In seiner aktuellen Videobotschaft geht Schneider auf den Fall einer Iranerin ein, die mit Säure geblendet wurde und sich das Recht erstritten hat, auf gleiche Weise Rache zu üben.

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"Wir wissen nicht, wie es ausgehen wird im Iran", sagt Nikolaus Schneider. Der Staat hat die Vollstreckung der Vergeltungs-Aktion aufgeschoben, man sehe, wie der Iran "darum ringt, als ein neuzeitlicher Staat gesehen zu werden (...) und sich gleichzeitig bemüht, die religiöse Tradition durchzuhalten." Der EKD-Ratsvorsitzende denkt beim Thema Vergeltung auch an den Tod von Osama bin Laden: "Das Töten kann auch hier nur die letzte Möglichkeit sein, die Ultima Ratio. (...)
Es ist schon irritierend, wenn der amerikanische Präsident so ganz selbstgewiss sagt, Gerechtigkeit sei geschehen. Und Jubel über den Tod eines Menschen verstört mich. Vergeltung? Wir wissen, dass ein letztes Urteil über Menschen alleine Gott zusteht."

Jungen Menschen, die in diesen Wochen konfirmiert werden, sagt Nikolaus Schneider zu: "Gott ist mit dir unterwegs!" Im Konfirmationsunterricht sollten Fragen geklärt worden sein: "Was bedeutet das, was im Glaubensbekenntnis steht? Wie sind die zehn Gebote anwendbar auf mein Leben? (...) Aber auch aktuelle Fragen, die junge Menschen bewegen: In welche Zukunft gehen wir eigentlich? Was wird das für eine Gesellschaft sein, werde ich Arbeit finden? Wie ist das mit den Lebenspartnern, mit der Liebe?" In der Konfirmation sollten junge Menschen erfahren: "Gott sagt Ja zu mir so wie ich bin und ich kann mich so annehmen und mit diesem Segen Gottes ins weitere Leben hineingehen." Das sei viel wichtiger, als all die wichtigen Fragen zu beantworten. 

Als großes Fest des Glaubens steht der 33. Deutsche Evangelische Kirchentag Anfang Juni bevor. Der EKD-Ratsvorsitzende freut sich besonders auf die Musik der Posaunenchöre, die er "zum Dahinschmelzen" findet. Notwendig seien auf dem Kirchentag Diskussionen über die Energieversorgung, über Krieg und Frieden und über die Ökumene. Die fünf Tage in Dresden würden "nachdenklich und heiter" werden, sagt Schneider mit großer Vorfreude.