Russischer Metropolit Hilarion kommt zur Friedenstagung
Metropolit Dr. Hilarion Alfejew ist ein Mann der deutlichen Worte. Der Leiter des Außenamts des Moskauer Patriarchats kritisiert bereits seit Jahren den "romantischen Ökumenismus" des Weltkirchenrates. Jetzt nimmt Hilarion als prominenter Gast an der international besetzten Friedenstagung des Weltkirchenrates in Kingston (Jamaika) teil, die am Mittwoch eröffnet wurde und bis zum 25. Mai dauert.
18.05.2011
Von Ann-Dorit Boy

Erklärtes Anliegen von Hilarion ist der Kampf gegen liberale Moralvorstellungen und für die ideologische Führungsrolle der Kirche in allen Bereichen der Gesellschaft. Der telegene und rethorisch gewandte Geistliche zeichnet regelmäßig Religionssendungen für das russische Staatsfernsehen auf, wenn er nicht im Auftrag des Patriarchen andere Länder bereist. Die Sendungen sollen helfen, die russische Gesellschaft zurück in den Schoss der Orthodoxie zu führen.

Bei den langwierigen Annäherungsversuchen zwischen Vatikan und russisch-orthodoxer Kirche war es oft Hilarion, der voreiligen Optimismus in Rom mit scharfen Worten ausbremste. Das Moskauer Patriarchat verweigere sich einer engeren Kooperation mit der römisch-katholischen Kirche, weil diese in orthodoxen Glaubensregionen missioniere, beschied Hilarion.

Annäherung über die Orgel

Zum Thema Ökumene schlug der 44-jährige Außenminister der russischen Orthodoxie zuletzt versöhnlichere Töne in Richtung Rom an. Er ließ sogar eine von ihm komponierte Matthäus-Passion für Solisten, Chor und Orchester als Orgelwerk adaptieren und wohnte im April der Welturaufführung in Moskaus katholischer Kirche bei. Die Orgel gilt den Orthodoxen als katholisches Instrument, in den eigenen Kirchen ist Instrumentalmusik unüblich.

Die freundliche Geste hat ihren Hintergrund: Hilarion forderte unlängst beim 4. Internationalen Kongress Treffpunkt Weltkirche in Würzburg eine "strategische Allianz" mit der römisch-katholischen Kirche. Da nur noch Katholiken und Orthodoxe heutzutage traditionelle christliche Werte verteidigten, müsse man sich verbünden, sagte Hilarion. Nun stellte Hilarion sogar ein Treffen zwischen Papst Benedikt XVI. und dem Moskauer Patriarchen Kirill in Aussicht.

Den protestantischen Kirchen begegnet Hilarion mit harscher Kritik. Sie sind seiner Ansicht nach gar keine Kirchen, sondern nur Gemeinschaften von Christen. Anstoß nimmt der orthodoxe Bischof vor allem an der Sexualmoral, der Toleranz für Homosexuelle und der Ordination von Frauen. Nach der Wahl Margot Käßmanns zur Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland brach Hilarion im Namen des Patriarchen den Kontakt zwischen den Kirchen ab und erklärte, dass der Patriarch sich nicht mit einer Bischöfin treffen könne. Auf der Friedenstagung könnten sich die beiden jetzt begegnen.

Karriere als Musiker und Theologe

Hilarion Alfejew hat eine bemerkenswerte Karriere auf verschiedenen Feldern vorzuweisen. Er studierte zunächst Violine, Klavier und Komposition am Moskauer Konservatorium. Nach dem Militärdienst wurde er 1987 Mönch in einem Kloster in Vilnius, bevor er in Moskau Theologie studierte. Von 1995 bis 2001 arbeitete er als Sekretär in der Abteilung für externe Kirchenbeziehungen des Moskauer Patriarchats. Vom damaligen Patriarchen Alexij II. wurde er 2002 zum Bischof geweiht.

Hilarion vertrat seine Kirche in Großbritannien, Brüssel und Österreich. In Oxford promovierte er in Philosophie, am Orthodoxen Institut St. Serge in Paris erwarb er einen Doktor der Theologie. Überdies habilitierte er sich im Fach Dogmatik an der Universität Fribourg. 2009 wurde Hilarion zum Bischof von Wolokolamsk und zum Leiter des Außenamtes des Moskauer Patriarchats ernannt. Sein Vorgänger auf diesem Posten war der heutige Patriarch Kyrill.

epd