Konfirmation in Tokio: Da waren's nur noch drei...
Das Erdbeben in Japan hat das Gemeindeleben der Evangelischen Gemeinde Deutscher Sprache in Tokio ganz schön durcheinander gebracht. In der ersten Zeit nach der Katastrophe war es kaum möglich, Gottesdienste abzuhalten. Einige Familien flohen nach Deutschland, andere trauten sich nicht, zu Kirche zu fahren und blieben zu Hause. Pastorin Elisabeth Hübler-Umemoto kümmerte sich per E-Mail um ihre Gemeindeglieder. Die Konfirmation am 15. Mai drohte auszufallen. Doch schließlich waren drei Konfirmanden in Tokio geblieben, und die Gemeinde entschied: Wir feiern!
17.05.2011
Von Elisabeth Hübler-Umemoto

Am Sonntag Jubilate haben wir mit zwei Familien und drei Jugendlichen eine sehr schöne Konfirmation gefeiert. Die Umstände waren denkbar schwierig, aber wir haben, denke ich, das beste daraus gemacht. Rein äußerlich haben wir am Tag vorher fast nicht geglaubt, feiern zu können, weil wir das Pfarrhaus neu bauen ließen und der Bauabschluss sich durch das Erdbeben verzögert hat. Am Samstag vor der Konfirmation war rund um die Kirche noch die Erde aufgerissen, weil die Gasleitungen gelegt wurden. Aber die Bauarbeiter kamen uns nach Kräften entgegen, so dass am Sonntag alles sauber geschrubbt war und die offenen Gräben sicher abgedeckt.

Das Labyrinth der Lebenswege

Durch das Erdbeben in Nordostjapan und all die schlimmen Begleitumstände ist unsere Konfirmandengruppe von acht auf drei Jugendliche "geschrumpft". Fünf waren nach Deutschland zurückgekehrt. In einem Fall hatte die Firma des Vaters diese Auflage gemacht, andere Familien waren zu besorgt wegen der Strahlung aus dem Kernkraftwerk Fukushima 1. Vier Jugendliche konnten in Konfirmandengruppen in Deutschland "quer einsteigen". Nun werden sie in diesem Monat dort konfirmiert. Eine Jugendliche wird eventuell nach den Sommerferien wieder bei uns in den Konfirmandenunterricht gehen.

Zuerst haben die verbleibenden Eltern sich überlegt, die Konfirmation nun ganz bescheiden zu veranstalten. Aber dann haben wir gemerkt: Das könnte für die Jugendlichen wie eine Strafe wirken. Also haben wir nach besten Kräften gefeiert wie immer: Mit einem Festgottesdienst mit Abendmahl. In der Predigt zur Konfirmation ging es um das Symbol des Labyrinths: Lebenswege, die manchmal große Kehren und Wendungen machen, führen dennoch zum Ziel. Unsere Wege hier in Japan gingen ja ziemlich weit auseinander nach dem 11. März 2011. Doch wir müssen unsere eigenen Wege gehen, und dabei sind wir nicht allein: Der Heilige Geist führt uns, wohin wir gehen sollen.

Sektempfang mit Schwarzwälder Schinken

Verwandtschaft war reichlich angereist und auch einige Freundinnen haben die Jugendlichen besucht.
Die Pastoralreferentin der katholischen deutschen Schwestergemeinde St. Michael kam, sprach ein Grußwort und überreichte den Konfirmierten Blumen und kleine Holzkreuze am Lederband. Dieser Besuch hat Tradition, auch wenn unter normalen Umständen die gesamte Firmgruppe zu uns kommt. In diesem Jahr gab es allerdings in der katholischen Gemeinde weder eine Firmlings-, noch eine Erstkommunionsgruppe. Alles hat sich verändert. Die deutschen Familien sind zum großen Teil in Deutschland.

Nach dem Konfirmationsgottesdienst gab es einen Sektempfang mit Buffet für die ganze Gemeinde. Ein Gemeindemitglied hat dafür einen ganzen Schwarzwälder Schinken gestiftet, den man probieren, aber auch kaufen konnte. Der Erlös kommt Erdbebenopfern zu Gute. Alles in allem war es trotz der schwierigen Umstände doch eine sehr schöne Konfirmation. Die anderen fünf Konfirmanden hätten wir allerdings gern auch bei uns gehabt!