IWF-Chef Strauss-Kahn muss vor den Haftrichter
IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn wird der versuchten Vergewaltigung angeklagt. Das mutmaßliche Opfer identifizierte ihn bei einer Gegenüberstellung. Heute wird Strauss-Kahn dem Haftrichter vorgeführt, er will auf "nicht schuldig" plädieren. Zuvor stimmte er einer Untersuchung seines Körpers auf DNA-Spuren zu.

Kann sich IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn noch halten? Nach seiner Festnahme in New York wegen des Vorwurfs der versuchten Vergewaltigung scheint es für den Franzosen eng zu werden, auch mit einer möglichen Kandidatur für die französischen Sozialisten bei der Präsidentschaftswahl.

IWF-Chef Strauss-Kahn ist Presseberichten zufolge von dem Zimmermädchen identifiziert worden, das er sexuell angegriffen haben soll. Die 32-Jährige habe den Franzosen bei einer Gegenüberstellung auf einer Wache in Manhattan erkannt, berichtete die Zeitung "New York Daily News" am Sonntag (Ortszeit). Unterdessen stimmte der 62-jährige Franzose nach Angaben seines Anwalts einer Untersuchung auf mögliche DNA-Spuren seines angeblichen Opfers an seinem Körper zu.

Gerichtstermin auf heute verschoben

Da die von der Polizei beantragte Untersuchung noch am späten Sonntagabend (Ortszeit) stattgefunden habe, sei ein erster Gerichtstermin, bei dem die Anklage verlesen und möglicherweise über eine Kaution entscheiden werden sollte, auf Montagmorgen verschoben worden, sagte Anwalt William Taylor nach Berichten des US-Senders CNN.

Wie die "New York Times" unter Berufung auf nicht näher genannte Polizeiquellen berichtete, hatten die Ermittler zunächst eine gerichtliche Anordnung zur Untersuchung des Verdächtigen beantragt. Da sich abgezeichnet habe, dass der IWF-Chef gegen Kaution freikommen könnte, habe man befürchtet, dass er sich mit den möglichen Spuren an seinem Körper ins Ausland absetzten könne, hieß es.

Strauss-Kahn soll am Samstag in einem New Yorker Luxushotel nackt über das Zimmermädchen hergefallen sein und versucht haben, die Frau zu Oralsex zu zwingen. Polizisten holten den IWF-Chef auf dem New Yorker Flughafen aus der ersten Klasse einer Air-France-Maschine - wenige Minuten vor dem Abflug nach Europa.

Anklage wegen versuchter Vergewaltigung

Der Franzose, der eines "kriminellen sexuellen Akts" und der "versuchten Vergewaltigung" beschuldigt wird, hatte eigentlich am Sonntag Bundeskanzlerin Angela Merkel in Berlin treffen wollen. Am Montag war er bei der Tagung der EU-Finanzminister in Brüssel erwartet worden. Wegen des Skandals geraten nun auch die Verhandlungen über Hilfen für die angeschlagenen Euro-Länder Portugal und Griechenland unter Druck.

Der IWF-Aufsichtsrat wollte ursprünglich am Sonntag in Washington zu einer Sondersitzung zusammenkommen. Wie das "Wall Street Journal" berichtete, wurde das Treffen aber wegen der Verzögerungen beim Gerichtstermin in New York ebenfalls verschoben. Vorerst übernahm IWF-Vize John Lipsky die Amtsgeschäfte.

In Frankreich löste die Festnahme Strauss-Kahns Bestürzung aus. Die Führungsfiguren der größten Oppositionspartei PS zeigte sich schockiert über die Anschuldigungen gegen ihren Genossen, der als aussichtsreichster linker Kandidat für die Präsidentschaftswahlen 2012 galt. Vereinzelt gab es die ersten Forderungen nach einem schnellen Rücktritt von seinem Chefposten beim IWF. Die französische Regierung rief zunächst nur dazu auf, das Prinzip der Unschuldsvermutung zu respektieren.

Zimmermädchen schildert Vorfall in Hotelsuite

Die Polizei schilderte nach Angaben des US-Senders CNN den Fall so: Das Zimmermädchen habe am Samstag die für 3.000 Dollar pro Nacht vermietete Luxussuite betreten - ohne zu wissen, dass sich dort jemand aufhielt. In diesem Moment sei Strauss-Kahn nackt aus dem Badezimmer gekommen, auf sie zugerannt und habe sie ins Schlafzimmer gezerrt. Dort habe er begonnen, sie zu attackieren.

Es sei ihr jedoch zunächst gelungen, ihn abzuwehren und wegzulaufen, sagte die 32-Jährige laut CNN der Polizei. Doch im Badezimmer habe Strauss-Kahn die Frau wieder erwischt und versucht, ihr die Unterhose herunterzureißen. "Ich habe gehört, sie ist aufgewühlt, aber soweit in Ordnung", sagte ein Kollege des Zimmermädchens der "New York Daily News".

dpa