Gaddafi im Staats-TV - Rebellen erobern Flughafen von Misrata
Das libysche Staatsfernsehen zeigt Machthaber Gaddafi in Tripolis. Die Aufständischen erzielten derweil einen wichtigen Etappensieg: Sie nahmen den Flughafen der belagerten Stadt Misrata ein.

Der libysche Machthaber Muammar al-Gaddafi ist am Mittwochabend erstmal seit etwa zwei Wochen wieder libyschen Staatsfernsehen zu sehen gewesen. Gaddafi habe in einem Hotel in der Hauptstadt Tripolis Stammesführer getroffen, hieß es im arabischen Nachrichtensender Al-Dschasira. Unklar sei, wann die Bilder aufgenommen worden seien. Den Angaben des Staatsfernsehens zufolge sollen sie vom Mittwoch stammen.

Es war der erste TV-Auftritt Gaddafis seit dem 30. April. An dem Tag kam ein Sohn des Diktators bei einem Nato-Angriff ums Leben. Das Regime hatte die Attacke als Versuch verurteilt, Gaddafi zu töten.

Am Donnerstagmorgen waren wieder laute Explosionen in Tripolis zu hören, berichtete der US-Nachrichtensender CNN. Kurz zuvor waren Nato-Flugzeuge über die Stadt gedonnert.

Nach tagelangen Kämpfen nahmen die Aufständischen das Flughafengelände am Südrand der belagerten Stadt Misrata ein. Unterstützt von anderen Rebellenverbänden drängten die Milizen die Truppen Gaddafis am Mittwoch zurück, wie ein Sprecher des Übergangsrates in Bengasi mitteilte.

Aufständische auf dem Weg zum diplomatischen Status

Die EU will "so rasch wie möglich" ein Büro in der Aufständischen-Stadt Bengasi eröffnen. Damit wolle die EU den nationalen Übergangsrat der Rebellen unterstützen, sagte die Außenbeauftragte Catherine Ashton vor dem Europaparlament in Straßburg.

Nach Angaben von EU-Diplomaten in Brüssel soll das Büro keinen diplomatischen Status haben, sondern "auf technischer Ebene" arbeiten. Hauptaufgabe sei es, sich um die humanitären Bedürfnisse zu kümmern. Dazu zählten Kontakte zur Zivilgesellschaft, aber auch Hilfen beim Aufbau demokratischer Strukturen.

Das Büro, über dessen Größe und personelle Ausstattung noch nicht entschieden sei, sei auch "ein wichtiges Zeichen der Solidarität", hieß es. Die humanitäre Hilfsorganisation der EU (Echo) hat bereits seit Beginn der Libyenkrise ein Büro in Bengasi.

Die Vereinten Nationen (UN) hatten Mitte März ein generelles Flugverbot über Libyen verhängt. Die Bedeutung des Flughafens von Misrata ist daher eher militärisch-strategischer Natur. Die Stadt 210 Kilometer östlich von Tripolis ist die stärkste Bastion der Regimegegner in dem weitgehend vom Gaddafi-Regime kontrollierten Westen Libyens. Sie wird seit mehr als zwei Monaten von den Gaddafi-Truppen belagert. Mit dem Vorstoß zum Flughafengelände konnten die Aufständischen den Belagerungsring lockern.

Der Kreis um Gaddafi wird immer enger

Die Aufständischen berichteten am Donnerstag von Geländegewinnen rund um die westliche Stadt Misrata. Der libysche Konsul in Kairo, Faradsch Al-Areibi, gab im Nachrichtensender Al-Arabija seinen Rücktritt bekannt.

Der Übergangsrat kündigte für Freitag Demonstrationen in mehreren Stadtvierteln der Hauptstadt Tripolis an. Augenzeugen berichteten, die Regimegegner würden in Tripolis immer mutiger. Auf etlichen Gebäuden sei inzwischen Anti-Gaddafi-Graffiti zu sehen. Gerüchte über eine Spaltung der Armee machten die Runde. Angeblich sollen Soldaten der Mitiga-Brigade, die zum Teil mit Gaddafi und zum Teil mit den Aufständischen sympathisieren, aufeinander geschossen haben.

Die staatliche Nachrichtenagentur Jana meldete in der Nacht, bei einem Nato-Luftangriff in Tripolis sei das Gebäude der Botschaft Nordkoreas beschädigt worden. Ein Augenzeuge berichtete, der Angriff habe offensichtlich einer benachbarten Einrichtung gegolten. In dem Botschaftsgebäude seien lediglich einige Scheiben zu Bruch gegangen.

Das libysche Staatsfernsehen hatte in der Nacht Bilder von einem Treffen Gaddafis mit Stammesführern in Tripolis ausgestrahlt. Es blieb jedoch unklar, wann und wo dieses Treffen stattgefunden hatte. Auch Jana erwähnte den Ort in einer Meldung über das Treffen nicht.

dpa