"Das Duo: "Tödliche Nähe", 7. Mai, 20.15 Uhr im ZDF
Das Fernsehen funktioniert längst wie ein Supermarkt: Wem es gelingt, eine Marke aufzubauen, der die Zuschauer vertrauen, hat schon halb gewonnen. Das können Sendeplätze sein oder Reihentitel, selbstredend auch Schauspieler. Regisseure hingegen taugen mangels Popularität leider nicht zur Marke, Autoren erst recht nicht; und das ist schade. Birgit Grosz und Leo P. Ard zum Beispiel wären geradezu ideale Markenpaten, weil praktisch jeder der gut dreißig Krimis, die sie bislang gemeinsam geschrieben haben, sehenswert war. Die meisten Drehbücher haben sie als Team für Reihen wie "Ein starkes Team" und "Der Staatsanwalt" verfasst. Die Filme zeichnen sich stets durch überraschende Wendungen und sorgfältig charakterisierte Figuren aus.
Im jüngsten Beitrag zur erfolgreichen ZDF-Krimireihe "Das Duo" mögen die Einfälle von Grosz und Ard (eigentlich Jürgen Pomorin) mitunter etwas konstruiert wirken, aber dafür passiert in diesem Krimi auch ständig was. Er hat bloß einen Makel. Die private Ebene nervt auf Dauer ein wenig, weil sie sich immer wieder in den Vordergrund drängt: Kommissarin Ahrens (Charlotte Schwab) hat Krach mit dem Gatten (Peter Prager) und zieht daher vorübergehend zu Kollegin Hertz (Lisa Martinek), was gleich mehrfach dazu führt, dass diese die frische Beziehung zu einem Piloten nur herzlich, aber nicht lustvoll ausleben kann.
Wunderbare Verkörperungen
Der eigentliche Krimi ist dafür um so verzwickter, weil sich nach der Ermordung eines Staatsanwalts gleich mehrere Kandidaten für den Titel des Hauptverdächtigen bewerben. Die besten Karten hat zunächst ein Arbeitsloser (Jörg Schüttauf), denn er war der letzte Verurteilte. Aber auch ein Bauunternehmer (Jörg Hartmann) hatte schon Ärger mit dem Juristen; außerdem ist er der Besitzer der Tatwaffe, die ihm angeblich gestohlen worden ist. Als eine Mitarbeiterin der Arbeitsagentur mit derselben Pistole erschossen wird, hätten die beiden Männer ebenfalls ein Motiv.
Das beste Drehbuch funktioniert selbstredend nur, wenn die Rollen überzeugend mit Leben gefüllt werden (Regie: Tobias Ineichen). Herausragende Figur ist hier der Arbeitslose, und das nicht allein, weil Jörg Schüttauf der mit Abstand prominenteste Gastdarsteller ist. Lars Rückert ist ein tragischer Held: Er hat zwar ein Kind aus den Flammen gerettet hat, aber durch den anschließenden Medienrummel ist seine Schwarzarbeit aufgeflogen. Viel Format bekommt auch eine allerdings ziemlich überzeichnete Radiojournalistin, die Esther Zimmering mit einer eindrucksvollen Mischung aus Dreistigkeit und Naivität spielt. Die Sensationsreportern ist zwar alles andere als eine Zierde ihres Berufsstands, liefert aber getreu dem Motto "Wirklich exklusiv hat man nur Geschichten, die man selbst erfindet" eine wunderbare Verkörperung des ungeheuren Quotendrucks im modernen Mediengeschäft.
Der Autor unserer TV-Tipps, Tilmann P. Gangloff, setzt sich seit über 20 Jahren als freiberuflicher Medienkritiker unter anderem für "epd medien" und verschiedene Tageszeitungen mit dem Fernsehen auseinander. Gangloff (geb. 1959) ist Diplom-Journalist, Rheinländer, Vater von drei Kindern und lebt am Bodensee. Er gehört seit Beginn der 1990er Jahre regelmäßig der Jury für den Adolf-Grimme-Preis an und ist ständiges Mitglied der Jury Kinderprogramme beim Robert-Geisendörfer-Preis, dem Medienpreis der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).