Wegen der instabilen Sicherheitslage werde der Einsatz "noch Leid und Tod auch über die deutschen Einsatzkräfte" bringen, sagte Overbeck der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Freitagsausgabe). "Gleichwohl sehe ich um der Menschen in Afghanistan willen keine Möglichkeit, sich in radikalpazifistischer Weise von diesem Einsatz zu distanzieren und zu sagen, wir ziehen uns einfach da raus", sagte Overbeck, der am Freitag in sein neues Amt eingeführt werden sollte.
Overbeck wiederholte damit seine Kritik an der Äußerung der früheren Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Margot Käßmann, nichts sei gut in Afghanistan. Der internationale Militäreinsatz in Afghanistan habe sein Gewicht und seine Bedeutung darin, dass die Soldaten dafür eintreten, eine zivilisatorische Ordnung überhaupt erst zu ermöglichen, sagte der katholische Bischof. "Freilich kam die Einsicht viel zu spät, dass das Land nicht wie eine westliche Demokratie funktioniert. Das hat viele Menschen das Leben gekostet", fügte Overbeck hinzu. Er hat bereits angekündigt, nach Möglichkeit bereits in seinem ersten Amtsjahr als Militärbischof nach Afghanistan reisen.
Offizielle Einführung in Berlin
An diesem Freitag wurde Overbeck in Berlin offiziell als neuer katholischer Militärbischof eingeführt. In dem Gottesdienst in der St. Johannes-Basilika verlas der Vatikan-Botschafter, Erzbischof Jean-Claude Périsset, die päpstliche Ernennungsurkunde und überreichte Overbeck den Bischofsstab. Repräsentanten aus Kirche und Staat nahmen an dem Pontifikalamt teil.
Papst Benedikt XVI. hatte den Ruhrbischof bereits im Februar zum neuen Militärbischof ernannt. In diesem Amt ist der 46-Jährige Nachfolger des ehemaligen Augsburger Bischofs Walter Mixa (70). Nach Untreue- und Prügelvorwürfen war Mixa vor einem Jahr als Bischof der Diözese Augsburg und als Militärbischof zurückgetreten.
Als Militärbischof sei Overbeck der "richtige Mann am richtigen Ort", sagte der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch. Er werde "Auge und Ohr" der Bischöfe in den Streitkräften sein. Mit der Militärseelsorge mache die katholische Kirche deutlich, dass die Soldaten an ihren Standorten nicht allein seien. "Ihr Einsatz ist ein Engagement in besonders prekären Situationen. Gerade deshalb liegt der Kirche daran, sie mit ihren Seelsorgern zu begleiten", sagte Zollitsch.
Soldaten im Namen Gottes begleiten
Militärseelsorge sei Teil des kirchlichen Engagements für den gerechten Frieden. Zum Auftrag der Militärpfarrer gehöre es deshalb, das Bewusstsein über die ethischen Probleme von Gewaltanwendung wachzuhalten. "Wer sich an Gewalt - und sei es aus den besten Gründen - gewöhnt, wird am Ende selbst der Gewalt erliegen. Gerade Soldaten haben ein Gespür für diese Versuchung", fügte der Erzbischof hinzu.
Der evangelische Militärbischof Martin Dutzmann sagte, Soldaten benötigten bei ihrem Dienst für den Frieden verlässliche Begleitung. Die evangelische und die katholische Kirche stellten sich dieser Aufgabe und seien vor allem dann bei den Soldaten und ihren Angehörigen, wenn sie Hilfe brauchten und Rat suchten: "Im Namen Gottes begleiten wir sie an den Standorten und im Einsatz, im Alltag und in außergewöhnlichen Lebenssituationen", versicherte Dutzmann, der wie Overbeck im Nebenamt Militärbischof ist. Er äußerte sich überzeugt, dass im Auslandseinsatz der Bundeswehr der gemeinsame Dienst der Kirchen "ohne Alternative" sei.
Overbeck, der in Medienberichten auch als möglicher künftiger Berliner Erzbischof genannt wird, ist der sechste katholische Militärbischof seit Aufstellung der Bundeswehr in den 50er Jahren. Seit 2009 ist der katholische Theologe Bischof von Essen, zuvor war er Weihbischof im Bistum Münster.