Der von einem US-Spezialkommando getötete Terroristenführer Osama bin Laden hat nach amerikanischen Angaben auch aus seinem Versteck in Pakistan eine bedeutende Rolle beim Schmieden von Terrorkomplotten gespielt. Die bei der Operation in Abottabad sichergestellten Funde deuteten darauf hin, hieß es in US-Medienberichtenden.
Angeblich erwog die Terrororganisation Al-Kaida Anschläge auf Züge am zehnten Jahrestag der Attacken vom 11. September 2001. Der Sender ABC News zitierte aus einem vom Heimatschutzministerium veröffentlichten Bulletin an verschiedene Sicherheitsbehörden, demzufolge das Terrornetz zumindest bis Februar 2010 an "eine Operation gegen Züge an einem nicht näher bezeichneten Ort" am zehnten Jahrestag dachte. Als eine Option habe die Al-Kaida überlegt, einen Zug durch Manipulation der Schienen auf einer Brücke zum Entgleisen zu bringen.
Obama bedankt sich persönlich bei den Soldaten
Nach Angaben des Senders befinden sich unter dem sichergestellten Material Grafiken und Webseiten, die darauf hinweisen, dass verschiedene Terrorkomplotte in Betracht gezogen wurden. Nach ersten Auswertungen habe aber keines davon die Planungsphase erreicht, es habe sich vielmehr um Überlegungen gehandelt, wurde das Stadium beschrieben. ABC News berief sich dabei auf US-Regierungsbeamte.
US-Präsident Barack Obama trifft sich heute (Freitag) mit Mitgliedern des Spezialkommandos, das bin Laden ausgeschaltet hat. Wie US-Medien berichteten, will sich Obama bei den Navy Seals persönlich für die erfolgreiche Operation in Pakistan bedanken, bei der Bin Laden getötet wurde. Das Treffen findet demnach am Rande eines Besuchs in Fort Campbell (US-Bundesstaat Kentucky) statt.
Obama will dort vor Soldaten der 101. Luftlandedivision sprechen, die kürzlich von ihrem afghanistan-Einsatz zurückgekehrt sind. Bereits am Mittwoch war Obama im Weißen Haus mit dem für Spezialeinsätze zuständigen Vizeadmiral William McRaven zusammengekommen und hatte ihm den Dank der Nation übermittelt.
US-Präsident betont den privaten Charakter des Gedenkens
Obama gedachte außerdem wenige Tage nach der Tötung Bin Ladens der Opfer der Terroranschläge vom 11. September in New York. Er legte am Donnerstag an Ground Zero einen Kranz nieder - dort, wo vor fast zehn Jahren Terroristen zwei Flugzeuge in die Zwillingstürme des World Trade Center steuerten und die Gebäude zum Einsturz brachten. 2.600 Menschen starben damals in New York.
Jetzt war es ein stiller Besuch Obamas. An Ground Zero selbst wandte er sich nur an die Menschen, die bei dem Terrorakt Familienmitglieder oder Freunde verloren hatten. Es gab keine öffentliche Ansprache und nur geladene Gäste kamen näher an den Ort heran. Tausende säumten die Straßen, durch die Obamas Fahrzeugkolonne fuhr. Sie jubelten dem Präsidenten zu, viele schwenkten Fahnen.
Nach der Kranzniederlegung traf Obama mit Familien von Opfern zusammen. Auf seinen Wunsch hin hatte sein erster Besuch als Präsident an dem symbolträchtigen Ort einen privaten Charakter. Obama wollte mit den Menschen von Angesicht zu Angesicht sprechen.
Auch beim vorherigen Besuch der Feuerwache "Pride of Midtown" mussten die Journalisten nach einer Weile nach draußen. Mit 15 toten Feuerwehrleuten hatte es diese Wache besonders schlimm getroffen - eine komplette Schicht starb. Insgesamt verloren 343 Feuerwehrleute und 60 Polizisten ihr Leben, als die Türme einstürzten. "Als wir sagten, wir werden niemals vergessen, meinten wir das auch so", rief Obama den Feuerwehrleiten nun zu.
Pakistanische Regierung will weitere Terrorführer selbst finden
Auch am Pentagon vor den Toren Washingtons wurde der Toten gedacht. Vizepräsident Joe Biden ehrte sie mit einer Kranzniederlegung und traf Hinterbliebene der 184 Opfer, die beim gezielten Absturz eines weiteren von Terroristen entführten Flugzeugs ums Leben kamen. Insgesamt starben bei den Anschlägen am 11. September 2.976 Menschen.
Nach der US-Aktion gegen Osama bin Laden will nun die pakistanische Regierung nach Medienberichten den ebenfalls im Land vermuteten Taliban-Chef Mullah Omar sowie Al-Kaida-Vize Eiman al-Sawahiri fassen. Wie die Zeitung "The News" unter Berufung auf Sicherheitskreise berichtete, soll in nächster Zeit eine "massive Suchaktion" beginnen. Geheimdienstexperten in den USA und Europa sind einem Zeitungsbericht zufolge überzeugt, dass Bin Laden Hilfe von pakistanischen Behörden hatte.
Die "Washington Post" berichtet unterdessen unter Berufung auf US-Beamte, dass der Geheimdienst CIA bin Laden in Pakistan über Monate hinweg ausspioniert hat, um die Operation des Spezialkommandos vorzubereiten.