Der Künstler nutze allgemein religiöse und biblische Motive für seine Arbeiten und wende sich zugleich gegen deren Missbrauch zur Rechtfertigung von Krieg und Gewalt, betonte der Vorsitzende der Stiftung, der ehemalige rheinische Präses Manfred Kock im Bonner Kunstmuseum. Der Preis wurde während der 13. Videonale überreicht. Er ist mit 10.000 Euro dotiert und wird künftig zweijährlich vergeben.
In seiner Laudatio erläuterte der Grazer Kurator und Direktor des Kulturzentrums der Minoriten, Dr. Johannes Rauchenberger, dass Kopljar seit den 1990-er Jahren in seinen „Konstruktionen“ genannten Performances die Rolle des Künstlers als Stellvertreter inszeniere. „In dieser Rolle kritisiert der Künstler Gegenwart, Geschichte, Gesellschaft und Kunstbetrieb im Autismus ihrer jeweiligen Selbstbezogenheit“, so Reichenberger.
„Ausgehend vom Balkankrieg am Ende des 20. Jahrhunderts verwendet Kopljar bereits in seiner ersten großen Ausstellung in Zagreb 1993 archetypische und religiöse Motive, um gegen den Wahnsinn des Krieges anzukämpfen“, erklärte der Laudator. Als Beispiel nannte er die Performance „Sacrifice/Opfer“ (1993) mit dem Motiv der Opferung Isaaks.
Denkmal für den getöteten Vater
Auch persönlich wisse Kopljar, wovon er spreche, so Reichenberger. Der Vater des kroatischen Künstlers war 1992 mit einer Bombe getötet worden. Ihm widmete er acht Jahre später in „K6“ ein Denkmal eigener Art: Er markierte die Stelle der Bombenexplosion an der Grenze zwischen Kroatien und Bosnien-Herzegowina mit einem Datum als Zifferncode.
„Für diese Verleihung bietet die Videonale in Bonn einen guten Rahmen“, sagt Georg Elben. Der Videonale-Leiter verwies darauf, dass die Videokunst in der Kultur inzwischen einen festen Stellenwert habe. Zur 13. Videonale in Bonn sind laut Elben rund 1400 Bewerbungen aus mehr als 70 Ländern eingegangen.
Studium in Venedig
Kopljar wurde 1962 in Bosnien geboren und lebt heute in Zagreb. 1991 schloss er an der Akademie der Schönen Künste in Venedig das Studium der Malerei bei Professor Carmelo Zotti ab. Er stellte seine Werke unter anderem in Sao Paulo, Zagreb, Prag und New York aus.
2002 erhielt Kopljar das Franklin Furnance Stipendium für „Performance Art“, das ihm ermöglichte, in New York ein größeres Werk zu schaffen. Zuvor hatte er bereits den Begriff Konstruktionen für seine Perfomances eingeführt. Die Konstruktion „K9“ basiert auf den Erfahrungen seines Aufenthalts in New York. In einer Serie kniet der Künstler vor kulturell, politisch und wirtschaftlich bedeutenden Gebäuden, wie dem New Yorker Guggenheim-Museum, Parlamentsgebäuden und der Börse an der Wallstreet.
Die Stiftung Bibel und Kultur wurde 1987 gegründet, um die Bedeutung der Bibel im Kultur- und Geistesleben zu stärken. Vorsitzender ist Präses i.R. Manfred Kock (Köln), ehemaliger EKD-Ratsvorsitzender. Die Stiftung vergibt einen Stiftungspreis, einen Förderpreis, spricht Ehrungen aus und veranstaltet Schülerwettbewerbe in wechselnden Bundesländern.
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