Scream 4 (USA 2011)
[reference:nid=40107] Neuauflage der immens erfolgreichen Horrortrilogie, deren vorangegangene drei Teile zwischen 1996 und 2000 das Genre des Teenhorror neu belebten. Zehn Jahre nach den Ereignissen im letzten Film macht erneut ein Killer im Ghostface-Outfit die Kleinstadt Woodsboro unsicher und schlachtet gleich zu Beginn zwei junge Frauen ab. Abgesehen hat er es aber vor allem auf Gale, die einstige Journalistin, die in einem halben Dutzend von (zudem erfolgreich verfilmten) "Stab"-Romanen die damaligen ¬Ereignisse kommerziell verwertet hat, und auf Sidney Prescott, die das Trauma von damals in (ebenfalls erfolgreichen) Selbsthilfebüchern verarbeitet hat. Der letzte Halt in ihrer Promo-Tour ist publikumswirksam natürlich Woodsboro… Obwohl der Film mit vielen Insidergags arbeitet, kommt er über eine geradlinige Fortsetzung nicht hinaus.
R: Wes Craven. B: Kevin Williamson. Mit: Lucy Hale, Roger Jackson, Shenea Grimes, Neve Campbell, David Arquette, Courteney Cox. L: 103 Min. FSK: 16, ffr.
Bad Boy Kummer (D 2010)
[reference:nid=40109] Er ließ Charles Bronson über Topfpflanzen philosophieren und schrieb Boxchampion Mike Tyson Nietzsche-Lektüre auf den Leib, bis man ihn als Hochstapler enttarnte: Der Journalist Tom Kummer war einst das Enfant Terrible des bundesdeutschen Zeitgeist-Journalismus. Er arbeitete für das Magazin der "Süddeutschen Zeitung", aber auch für den "Stern" und die "Zeit" und große Schweizer Tageszeitungen. Heute arbeitet er als Tennistrainer in Santa Monica, bezeichnet sein Metier als "Borderline-Journalismus" und zehrt vom obskuren Charme seiner Geschichten. Eines seiner "Opfer", der ehemalige stellvertretende Chefredakteur des Schweizer "Tagesanzeiger" Miklós Gimes, hat einen Dokumentarfilm über Tom Kummer gedreht. Man merkt zwar dessen Bewunderung für den Erfinder brillant gefälschter Interviews, aber "Bad Boy Kummer" erlaubt auch Einsichten in das Funktionieren der Medienszene.
R, B: Mikós Gimes. L: 92 Min.
Morgentau (USA/Frankreich/Deutschland 2008)
[reference:nid=40111] Der in Äthiopien geborene Regisseur Haile Gerima gilt als wichtiger Vertreter des unabhängigen afrikanischen Kinos. In "Morgentau", der 2008 auf dem Filmfestival in Venedig mit dem Großen Jurypreis und im Jahr darauf in Ouagadougou als bester Film ausgezeichnet wurde, verfolgt Gerima die Lebensgeschichte des Arztes Anberber in Engführung mit zwei Jahrzehnten äthiopischer Geschichte, von den 70ern bis in die 90er Jahre hinein. Nach dem Mauerfall und Jahren der Diaspora kehrt Anberber nach Äthiopien zurück; in einem schmerzhaften Erinnerungssprozess findet er zu seinen Wurzeln.
Mit seiner mäandernden Form und einer für den europäischen Blick ungewohnten Filmästhetik zieht dieses 140-minütige Epos den Zuschauer nach und nach in seinen Bann.
R, B: Haile Gerima. Mit: Aaron Arefe, Abeye Tedla, Takelech Beyene, Teje Tesfahun. L: 140 Min.
Barfuß auf Nacktschnecken (Frankreich 2010)
[reference:nid=40113] Clara muss nach dem Tod der Mutter auf dem ländlich-idyllischen Anwesen für ihre betreuungsbedürftige jüngere Schwester Lily sorgen. Die sei nicht ganz dicht, heißt es einmal über sie. Lily hat sich in ihr skurriles Fantasieuniversum zurückgezogen, sie lutscht am Daumen, sammelt totes Kleingetier (Ratten, Marder) im Kühlschrank und bastelt aus deren Fellen bizarre Kunstobjekte. Durch die Konflikte mit der gnadenlos ehrlichen Lily entdeckt auch die angepasste Clara eine freiheitsliebende Seite in sich. Das stellt wiederum ihre Ehe auf eine Zerreißprobe. Die französische Regisseurin Fabienne Berthaud hat ihre beiden Stars Diane Kruger und Ludivine Sagnier als gegensätzliches Schwesternduo in Szene gesetzt, allerdings gerät ihr die Figur der Lily mitunter unglaubwürdig und grotesk.
R: Fabienne Berthaud. Buch: Berthaud, Pascal Arnold. Mit: Diane Kruger, Ludivine Sagnier, Jacques Spiesser, Anne Benoît, Jean-Pierre Martins, Denis Menochet. L: 103 Min.