TV-Tipp des Tages: "Frauen wollen mehr" (Sat.1)
Dem brandenburgischen Ort Kremmen kommen die Einwohnerinnen abhanden. Am Ende ist bloß noch ein gutes Dutzend übrig, und endlich geht den Männern ein Licht auf.
29.04.2011
Von Tilmann P. Gangloff

"Frauen wollen mehr", 3. Mai, 20.15 Uhr auf Sat.1

Es ist zwar von Anfang an gar keine Frage, dass Designerin Maja (Nadeshda Brennicke) dem Werben von Macho Ben (Tobias Oertel) am Ende erliegen wird, aber glaubhaft ist es nicht; schließlich hat er sie böse übers Ohr gehauen. Sein ganzes Gebalze, auch das alles andere als originell, war zunächst ohnehin nur das Resultat einer Wette.

Viel interessanter als dieser abgenutzte Kern der Geschichte ist die Rahmenhandlung (Buch: Iris Uhlenbruch und Bettina Börgerding): Dem brandenburgischen Ort Kremmen kommen die Einwohnerinnen abhanden. Am Ende ist bloß noch ein gutes Dutzend übrig, und endlich geht den Männern ein Licht auf: Frauen wollen mehr als bloß ein Dach über dem Kopf und einen schnarchenden Kerl an ihrer Seite. Weil die Zuschauerinnen das natürlich wissen, hat man mitunter den Eindruck, als hätten die Autorinnen ihre ohnehin sehr lebensnah klingenden Dialoge eigentlich für die Herren geschrieben.

Frauenversteher und ein Benimmkurs

Abgesehen davon ist es durchaus unterhaltsam zuzuschauen, wie der vierschrötige Landwirt Mario (Marc Zwinz) zum Frauenversteher mutiert und seine fantasielosen Kumpels zum Benimmkurs verdonnert. Das ist viel witziger als die eigentliche Romanze: Maja besucht ihre Tante (Walfriede Schmitt) in Kremmen, wo sie in jungen Jahren stets ihre Ferien verbracht hat, regelt für sie den Verkauf einer alten Weberei und erliegt dem Rocker-Charme von Ben, obwohl sie einen Verlobten (Jan Sosniok) hat.

Frauenheld Ben, eigentlich Tischler, wettet mit seinen Freunden, Maja noch am selben Tag ins Bett zu kriegen; die Weberei will er für den dreifachen Preis weiterverkaufen. Außerdem gibt er das sehenswerte Eigenheim einer Frau, mit der er eine Affäre hat, als sein Haus aus; kaum zu glauben, dass Maja ihm all diese Lügen am Ende verzeiht.

Immerhin, Oertel spielt den Macho mit viel Hingabe und grimmigen Blicks, während sich Brennickes mimische Investition auf die gewohnte Flattrigkeit beschränkt. Ausgerechnet Komödienspezialist Thomas Nennstiel ("Sexstreik!") inszeniert die Geschichte mitunter im Tempo ländlicher Beschaulichkeit Sehenswert ist "Frauen wollen mehr" trotzdem, weil das Drehbuch Mario, seinen Kumpanen und ihren verschiedenen Frauen (unter anderem Liane Forestieri) immer wieder hübsche kleine Szenen am Rande gewährt.


Der Autor unserer TV-Tipps, Tilmann P. Gangloff, setzt sich seit über 20 Jahren als freiberuflicher Medienkritiker unter anderem für "epd medien" und verschiedene Tageszeitungen mit dem Fernsehen auseinander. Gangloff (geb. 1959) ist Diplom-Journalist, Rheinländer, Vater von drei Kindern und lebt am Bodensee. Er gehört seit Beginn der 1990er Jahre regelmäßig der Jury für den Adolf-Grimme-Preis an und ist ständiges Mitglied der Jury Kinderprogramme beim Robert-Geisendörfer-Preis, dem Medienpreis der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).