Küng verurteilt Seligsprechung von Johannes Paul II.
Der Tübinger Theologe Hans Küng hat die am Sonntag geplante Seligsprechung von Papst Johannes Paul II. (1920-2005) kritisiert. Nach Ansicht Küngs taugt der frühere Papst nicht zum Vorbild für katholische Gläubige.

Der frühere Papst Johannes Paul II. taugt nach Ansicht des Theologen Hans Küng nicht zum Vorbild für katholische Gläubige. Johannes Paul II., der am Sonntag seliggesprochen werden soll, habe "ein autoritäres Lehramt ausgeübt, er hat die Menschenrechte von Frauen und Theologen unterdrückt", sagte Küng der "Frankfurter Rundschau" (Freitagsausgabe). Diese "dunklen Seiten" seien bei dem Seligsprechungsprozess "ganz und gar unberücksichtigt geblieben".

"Der Nachfolger spricht den Vorgänger selig?"

Papst Benedikt XVI. will seinen Vorgänger, der von 1978 bis 2005 Oberhaupt der katholischen Kirche war, am Sonntag bei einer feierlichen Messe auf dem Petersplatz seligsprechen. Küng kritisierte das Vorgehen Benedikts beim Prozess der Seligsprechung: "Der Nachfolger spricht den Vorgänger selig? Da geht es doch in Rom zu wie zu den Zeiten der Cäsaren, die den jeweils vorangegangenen Kaiser zum Gott erhoben." Wie "ein absolutistischer Fürst" habe Benedikt das eigene Kirchenrecht gebrochen, "um Johannes Paul im Hauruckverfahren seligsprechen zu können", so der Tübinger Theologe.

Küng, dem wegen Zweifel am Unfehlbarkeitsdogma 1979 die Lehrerlaubnis entzogen worden war, bezeichnete sich selbst als "ersten großen Inquisitionsfall dieses Papstes". Johannes Paul II., sei "intolerant und unwillig zum Dialog" gewesen. "Auch seine Behandlung der lateinamerikanischen Befreiungstheologen war das Gegenteil dessen, was man von einem christlichen Vorbild erwarten sollte", sagte der Theologe.

dpa