Papst spendet Segen "Urbi et Orbi" und ermahnt zum Frieden
Papst Benedikt XVI. hat an Ostern in Rom zu Frieden und Überwindung von Gewalt aufgerufen. Zugleich spendete er vor Zehntausenden Pilgern auf dem Petersplatz den traditionellen Segen "Urbi et Orbi" (der Stadt und dem Erdkreis).

Bevor er in 65 Sprachen Osterglückwünsche übermittelte, sagte der Papst, die Hoffnung der Auferstehung des gekreuzigten Christus müsse vor allem für die Orte der Welt gelten, an denen Armut und Krieg herrsche.

"Hier in dieser Welt steht das österliche Halleluja noch im Gegensatz zum Klagen und Schreien, das aus vielen schmerzvollen Situationen hervordringt: Elend, Hunger, Krankheit, Krieg und Gewalt", sagte Benedikt. Zugleich äußerte der Papst die Hoffnung auf Versöhnung, vor allem in der Region um den Geburtsort von Jesus im Nahen Osten. Das "Licht des Friedens und der Menschenwürde" möge die "Finsternis der Teilung, des Hasses und der Gewalt" überwinden.

Vor dem Hintergrund kriegerischer Gewalt in Libyen forderte das Kirchenoberhaupt dringend eine Rückkehr zu diplomatischen Verhandlungen, um zu einer friedlichen Lösung des Konflikts zu gelangen. Diese müsse zunächst vor allem die Zufuhr humanitärer Hilfe für die betroffene Bevölkerung garantieren.

"Gemeinsam solidarisch sein"

Die Bevölkerungen der arabischen Länder, die sich seit Jahresbeginn gegen diktatorische Regime auflehnen, rief Benedikt auf, gemeinsam Gesellschaftssysteme aufzubauen, in denen Armut überwunden und politische Entscheidungen von der Achtung vor der Menschenwürde getragen sind. An die europäischen Länder appellierte der Papst, die zahlreichen Flüchtlinge aus den von den Unruhen betroffenen Ländern "gemeinsam solidarisch" aufzunehmen.

Besondere Sorge äußerte Benedikt über die bürgerkriegsartigen Unruhen zwischen den Anhängern des abgewählten Präsidenten Laurent Gbagbo und seinem international anerkannten Nachfolger Alassane Ouattara in der Elfenbeinküste. "Dort muss dringend ein Weg der Versöhnung und der Vergebung beschritten werden, um die tiefen Wunden zu heilen, die die Gewalt in letzter Zeit geschlagen hat."

Seine Solidarität äußerte das Kirchenoberhaupt zudem mit der japanischen Bevölkerung, die unter den Folgen der verheerenden Erdbebenkatastrophe vom März leidet, sowie mit Christen weltweit, die wegen ihres Glaubens verfolgt werden. Die Auferstehung, die Christen an Ostern feierten, sei "nicht das Ergebnis von Spekulation oder mystischer Erfahrung, betonte der Papst. Mit dem Hinweis auf den historischen Zeitpunkt von Kreuzigung und Auferstehung unterstrich er den Wahrheitsanspruch der christlichen Botschaft, obgleich diese "gewiss die Geschichte überschreitet".

Schöpfungsbericht bekräftigt

In der Osternacht hatte er sich bereits am Samstagabend mit Zweifeln am Wahrheitsgehalt der christlichen Überlieferung auseinandergesetzt. "Der Schöpfungsbericht ist nicht eine Information über den äußeren Hergang des Werdens von Kosmos und Mensch." Der in der biblischen Überlieferung enthaltene Bericht sei keine Erzählung über den Verlauf der Entstehung der Dinge, sondern vielmehr eine "Weisung zum Wesentlichen, zum wahren Ursprung und zum Ziel unseres Seins", so das katholische Kirchenoberhaupt.

Gleichzeitig trat Benedikt in der Osternacht der Auffassung entgegen, das menschliche Leben sei "in einem kleinen Winkel des Alls zufällig" entstanden. Rein naturwissenschaftliche Rekonstruktionen über die Entstehung des Menschen leugneten, dass Vernunft und Freiheit dabei ihren Anteil hatten, sagte der Papst im Petersdom.

Vor der für kommenden Sonntag geplanten Seligsprechung seines Vorgängers Johannes Paul II. zog Benedikt sich nach der Ostermesse und dem Segen auf dem Petersplatz in seinen Sommersitz in Castelgandolfo bei Rom zurück.

epd