EKD-Ratsvorsitzender ruft zu Hoffnung und Anteilnahme auf
Angesichts von Katastrophen wie in Japan haben der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche, Nikolaus Schneider, und Bischöfe beider Konfessionen zu Hoffnung und Engagement aufgerufen.

Christen verschlössen nicht die Augen vor den schrecklichen Realitäten der Welt, sagte Schneider am Sonntag in seiner Predigt in der Düsseldorfer Johanneskirche. Aber sie ließen sich auch nicht lähmen durch Furcht. Aufgrund der Osterfreude über den auferstandenen Christus ließen sie sich bewegen zu Anteilnahme, Mitleiden und Hilfe.

"Fröhliche Hoffnung über den Tod hinaus"

"Furcht in Verbindung mit Ehrfurcht und Osterfreude dient der Fähigkeit, sich in die Lage der von Erdbeben, Tsunami und Super-Gau eines Atomkraftwerkes geschlagenen Menschen zu versetzen", sagte Schneider. Die Botschaft von Ostern helfe, die Ereignisse nüchtern einzuschätzen, und daran zu arbeiten, dass sie in Zukunft verhindert oder zumindest abgemildert werden, so der Ratsvorsitzende der Evangelische Kirche in Deutschland (EKD).

Dass Gott den gekreuzigten und gestorbenen Jesus von der Toten auferweckt habe, zeige seine Wirkmächtigkeit, betonte der oberste Repräsentant von rund 25 Millionen Protestanten. Der Glaube an dieses Geschehen befreie Christen zu fröhlicher Hoffnung über den Tod hinaus. "Menschen müssen ihr Vertrauen, ihr Hoffen und ihr Lieben nicht unter Leid und Todeserfahrung begraben", sagte Schneider. An der Not, auch des fernen Nächsten, könnten sie nicht vorübergehen.

Anteilnahme auch für Kriegsopfer und Flüchtlinge

Schneider nannte als Beispiel die Anteilnahme an den Schicksalen der Menschen im japanischen Fukushima. Es gehe um die Fähigkeit, sich in die Lage der von Erdbeben, Tsunami und Super-Gau eines Atomkraftwerks geschlagenen Menschen zu versetzen. "Wir werden bewegt zu Anteilnahme, zum Mitleiden und zur Hilfe", sagte Schneider. Dies gelte auch für die Opfer von Krieg und Bürgerkrieg und für Flüchtlinge auf klapprigen Booten auf dem Mittelmeer.

Auch weitere Bischöfe gingen in ihren Osterpredigten auf die Katastrophe in Fukushima ein. Ostern zu feiern bedeute, einzustehen gegen menschengemachte Todesrisiken, die letztlich nicht beherrschbar seien, sagte der badische evangelische Landesbischof Ulrich Fischer in Karlsruhe. Er erinnerte zugleich an das Reaktorunglück in Tschernobyl am 26. April vor 25 Jahren. Beide Katastrophen hätten gezeigt, dass man nicht so weiter machen könne wie bisher.

Der Kölner Kardinal Joachim Meisner betonte in seiner Osterpredigt, dass die Kirche ihre Botschaft den Menschen verständlich nahebringen muss. "Jede Epoche hat ihre Fragen, Probleme, Hoffnungen, Verständnisse und Missverständnisse. Jede Zeit muss sich deshalb bemühen, in der Sprache der Gegenwart das einmalige Evangelium von der Auferstehung Jesu zu verkünden und es so zu erklären, dass es Antwort gibt auf die Fragen der Zeit", sagte Meisner am Sonntag im Kölner Dom. "Das heißt aber nicht, die Botschaft anpassen, sondern die Botschaft einpassen." Nicht die menschlichen Umstände seien normativ für die Osterverkündigung, sondern die Wirklichkeit der Auferstehung Christi.

Gegen Atomkraft und PID

 

Nach Einschätzung der Bischöfin der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, Ilse Junkermann, sollte sich Europa den Flüchtlingsströmen aus Afrika öffnen. "Es darf nicht infrage stehen, dass wir Bürgerkriegsflüchtlingen helfen. Das ist Christenpflicht, Bürgerpflicht in einer Weltgesellschaft", sagte Junkermann der Nachrichtenagentur dpa. Auch der katholische Bischof von Hildesheim, Norbert Trelle, appellierte, die Menschen in Nordafrika nicht alleine zu lassen. "Diese Dynamik verbietet es uns, Zuschauer zu bleiben."

 

Der Rottenburger Bischof Gebhard Fürst warnte davor, bei der Präimplantationsdiagnostik zwischen lebenswerten und lebensunwerten Menschen zu unterscheiden. "PID als Weg und technische Methode beansprucht die Herrschaft über Tod und Leben", kritisierte er.

Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck verband seine Predigt in der Osternacht mit einer Warnung vor den Folgen der Kernenergie. "Atomenergie ist auf Dauer nicht vertretbar." Auch der Landesbischof der Hannoverschen Evangelischen Kirche, Ralf Meister, ist der Überzeugung, dass es keine Zukunft mit Atomenergie geben kann.

epd/dpa