Papst: "Wir wissen, dass Jesus auf eurer Seite ist"
Am Karfreitag haben Christen in aller Welt an die Kreuzigung Jesu erinnert und auf das Leid in der Welt hingewiesen. Papst Benedikt XVI. gab in einer Fernsehsendung Antworten auf Fragen der Zuschauer. In Jerusalem zog am Vormittag eine Prozession durch die Stadt, an der wegen des schlechten Wetters deutlich weniger Gläubige als in den Vorjahren teilnahmen.

Die religiösen Feierlichkeiten hatten am Freitagmorgen in der Grabeskirche in Jerusalem mit einem Gebet begonnen. Der lateinische Patriarch Fouad Twal kam mit etwa 400 Menschen in die Basilika, bevor die Türen wieder geschlossen wurden. Außerhalb der Kirche drängten sich noch mehrere hundert Gläubige. Die Kirche steht der Überlieferung nach an der Stelle, an der Jesus Christus ans Kreuz geschlagen und dann begraben wurde.

Am Mittag begann die Prozession auf der Via Dolorosa, dem Leidensweg Jesu. Franziskanermönche führten den Zug an, wie der Brauch es verlangt. An den ersten Stationen des Leidenszugs waren jedoch wegen des nasskalten Wetters anders als sonst kaum Schaulustige zu sehen. Viele Pilger trugen an dem traditionellen Gang entlang der insgesamt 14 Stationen in Jerusalems Altstadt ein hölzernes Kreuz.

Die christlichen Pilger genießen bei Tourismusminister Stas Misezhnikov nach eigenen Worten besondere Aufmerksamkeit. Er hoffe, die "Pilger in ihren Heimatländern zu Botschaftern für den israelischen Tourismus zu machen", so der Minister weiter. Um den christlichen Tourismus zu steigern, investierte die Regierung in eine Reihe von speziell auf die Pilger abzielende Projekten. Dazu gehört der "Gospel-Pfad" von Nazareth nach Kapernaum und die Taufstelle Jesu am Jordan, die ab Ende April ständig offen sein soll.

Brutale Kreuzigungsrituale auf den Philippinen

In Spanien fielen wegen heftiger Regenfälle viele traditionelle Prozessionen buchstäblich ins Wasser. In der andalusischen Metropole Sevilla wurden in der Nacht zum Freitag zum ersten Mal seit über 75 Jahren alle kirchlichen Umzüge abgesagt. Auch in Madrid oder Valladolid fielen Prozessionen wegen Regens aus.

Auf den Philippinen ließen sich in einem umstrittenen Karfreitagsritual mehr als ein Dutzend Menschen an Kreuze nageln. Vor zehntausenden Schaulustigen wollten sie nach eigenen Angaben an die Leiden Jesu erinnern und Sünden sühnen. Die katholische Kirche verurteilte das Ritual. Wer daran teilnehme, verstehe die Osterbotschaft nicht, sagte Erzbischof Aciano Aniceto. "Die Kirche verlangt keine körperliche Pein", betonte er.

Papst Benedikt am Karfreitag im Fernsehen

Zum offiziellen Auftakt der viertägigen Osterfeierlichkeiten im Vatikan hatte Papst Benedikt XVI. am Gründonnerstag in der römischen Lateranbasilika die traditionelle Fußwaschung absolviert. Dabei wäscht der Papst zwölf Priestern die Füße, in Erinnerung an diese Geste der Demut Jesu Christi seinen Jüngern gegenüber. In seiner Ansprache warb Benedikt für eine Einheit der Christen und dafür, "Jesus so anzunehmen, wie er ist, und nicht so, wie wir ihn haben wollen".

Am Karfreitag stand der erste direkte TV-Auftritt eines Papstes auf dem Programm - in einem zuvor aufgezeichneten Teil der Sendung "A Sua Immagine" (Nach seinem Bild) des italienischen RAI-Fernsehens äußerte sich das 84-jährige Kirchenoberhaupt der Katholiken zu insgesamt sieben Fragen.

Zuerst war die siebenjährige Elena an der Reihe. Das Mädchen hat das Erdbeben in Japan miterlebt und wollte wissen, was Jesus über das Leid im Leben sagte. Benedikt antwortete: "Wir haben darauf keine Antwort, aber wir wissen, dass Jesus wie ihr unschuldig gelitten hat und dass Gott, der sich in Jesus zeigt, auf eurer Seite ist."

Appell an die Menschen im Irak

Weitere sechs Fragen gab es, darunter auch die einer Mutter, deren 40-jähriger Sohn Francesco sich seit zwei Jahren in einem vegetativen Koma befindet. Sie fragte den Papst: "Hat ihn sein Geist verlassen, weil er nicht mehr bei Bewusstsein ist, oder ist er noch bei ihm?" Benedikt sagte, dass der Geist den Körper nicht verlassen habe und nur gerade nicht wahrnehmbar sei. Er sei überzeugt, dass der Geist ihres Sohnes ihre tiefe Liebe spüre, ermutigte der Papst die Frau.

Im Hinblick auf die wachsende Abwanderung von Christen aus dem Irak beklagte das Kirchenoberhaupt, der Zusammenhalt ethnischer und religiöser Gruppen sei in dem Nahostland in Gefahr. Das Bewusstsein müsse wiederhergestellt werden, dass die unterschiedlichen irakischen Gemeinschaften "ein Volk mit einer gemeinsamen Geschichte" seien. Bei seinen Versöhnungsbemühungen für das Land pflege der Vatikan Kontakte auch zu den unterschiedlichen muslimischen Gemeinschaften, unterstrich der Papst.

"Gewalt kommt nie von Gott"

Die Beteiligten am bewaffneten Konflikt in der Elfenbeinküste rief das Kirchenoberhaupt in einer Antwort auf die Frage einer Muslimin aus dem afrikanischen Land auf, die Waffen niederzulegen. "Gewalt kommt nie von Gott und hilft nie dem Guten, sondern ist ein destruktives Instrument, das keinen Weg aus Schwierigkeiten weist", sagte er.

Der Sender hatte Einsendungen der Zuschauer ausgewählt und an das Oberhaupt der katholischen Kirche weitergeleitet. Benedikts Antworten waren aufgezeichnet und wurden nach den in der Live-Sendung gestellten Fragen eingeblendet.

Am Abend wollte der Papst den Kreuzweg mitbeten. Zum ersten Mal in Benedikts Pontifikat hat eine Frau alle Meditationen für die 14 Stationen verfasst. Die Texte stammen aus der Feder der italienischen Augustiner-Eremitin Maria Rita Piccione.

dpa/epd