EKD-Ratsvorsitzender verteidigt Karfreitagsruhe
"Über die Realität des Todes nachdenken": Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, hat die Karfreitagsruhe verteidigt.

Karfreitag und Ostern forderten die Menschen heraus, über die Realität des Todes nachzudenken und sich mit der Perspektive und Hoffnung des Lebens zu beschäftigen, sagte Schneider der in Essen erscheinenden "Neuen Ruhr Zeitung/ Neuen Rhein Zeitung" (NRZ, Donnerstagsausgabe). Dazu passten rein unterhaltende Vergnügungsveranstaltungen nicht, die den Sinn von Karfreitag überspielten.

Feiertage strukturierten das Leben der Menschen und der Gesellschaft, fügte der oberste Repräsentant von gut 25 Millionen Protestanten hinzu. Dabei kämen Karfreitag und Ostern besondere Bedeutung zu. Die Kirchen erinnern an Karfreitag an das Leiden und Sterben Jesu am Kreuz. An Ostern wird der Tag gefeiert, an dem Christus dem Glauben nach von den Toten auferstanden ist und den Tod besiegt hat. Es ist das älteste und höchste Fest der Christenheit.

SPD und Grüne für die Aufhebung, Union für die Erhaltung

Der Sprecher des Arbeitskreises der Laizisten in der SPD, Michael Bauer, forderte unterdessen, den Karfreitag als stillen Feiertag abzuschaffen. Bei einem Rückgang der christlichen Gläubigkeit und der Zunahme muslimischer Mitbürger könnten die bisherigen Einschränkungen etwa für Diskotheken oder Theater nicht aufrecht erhalten werden, sagte Bauer der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Donnerstagsausgabe). Dies gelte auch für Ostern, Pfingsten, Allerheiligen oder Heiligabend. Es müsse sichergestellt, dass Christen "ungestört ihrer Religion nachgehen" könnten. Aber den Anderen dürfe nicht verboten werden, etwa zu Tanzpartys zu gehen. Es seien "Rücksichtsnahme und Toleranz geboten".

In mehreren Bundesländern - darunter Nordrhein-Westfalen, Hessen, Niedersachsen und Bremen - war es in den vergangenen Wochen zu Diskussionen über geplante Theateraufführungen und Tanzveranstaltungen an Karfreitag gekommen. Der Partei-Chef der Grünen in NRW, Sven Lehmann, hatte erklärt, jeder solle diesen Feiertag so verbringen können, wie er wolle. Unionspolitiker wiesen den Vorstoß zurück. In Essen wurde die geplante Aufführung der Aalto-Oper, die Premiere von Puccinis "Madame Butterfly", verboten. Auch andere Städte mussten die Feiertagsruhe mit Verboten durchsetzen.

epd