Gefärbte Ostereier stammen meist aus Käfighaltung
Sie leuchten in allen Farben zwischen den normalen Eierkartons: Fertig gefärbte hart gekochte Eier stehen kurz vor Ostern in jedem Supermarkt, beim Bäcker und auf dem Wochenmarkt. Dass sie nicht vom Hasen kommen, ist jedem erwachsenen Konsumenten klar. Dass die meisten dieser Ostereier von Hühnern gelegt wurden, die in Käfigen leben, dagegen nicht. Denn gekennzeichnet sind sie meistens nicht.
19.04.2011
Von Miriam Bunjes

"Wenn auf einem gefärbten Ei nicht draufsteht, aus welcher Haltungsform es kommt, kann man davon ausgehen, dass es ein Käfigei ist", sagt Reinhild Benning, Agrarexpertin beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). "Artgerechte Haltungsformen sind ein gutes Verkaufsargument und würden sonst sicher beworben werden."

Tatsächlich bevorzugen Verbraucher beim Eierkauf Eier aus Nicht-Käfighaltung. Seit 2004 müssen rohe Eier mit einem Stempel auf der Schale gekennzeichnet werden: 0 heißt Bio-, 1 Freiland-, 2 Boden- und 3 Käfighaltung. "2010 stammten 95 Prozent der verkauften frischen Eier aus alternativen Haltungsformen", sagt Benning. Zwei Jahre zuvor seien noch 14 Prozent der Eier aus dem Eierregal im Käfig gelegt worden. "Die Verbraucher entscheiden sich gegen Käfighaltung, wenn sie die Wahl haben."

EU-Initiative gegen die Gesetzeslücke gefordert

Viele große Supermarktketten haben Käfigeier aus dem Sortiment genommen, weil sie nicht erwünscht sind. "Beim jüngsten Dioxin-Skandal waren Haltungsbedingungen ein großes Thema", sagt Benning. Er erkennt nicht erst seit Jahresanfang, als Dioxin in Nahrungsmitteln nachgewiesen wurde, einen Bewusstseinswandel bei den Verbrauchern.

Bei verarbeiteten Eiern haben Verbraucher aber meist keine Wahl, da die Kennzeichnungspflicht nur für rohe Eier gilt. "Rund 30 Prozent der Legehennenplätze in Deutschland sind Käfigplätze. Das sind immer noch mehrere Millionen Hühner", sagt Benning. "Ihre Eier werden in Nudeln, Kuchen oder Ostereiern verarbeitet. Woher sie stammen, ist kein Thema." Einige Hersteller verzichten aber freiwillig auf Käfigeier. "Das steht dann aber groß auf der Packung", sagt Benning. "Schließlich sind die Eier etwas teurer im Einkauf, und das Geld muss wieder hereinkommen."

Verbraucher kaufen lieber Ostereier von Hühnern, die artgerecht leben, glaubt auch Martin Rücker von Foodwatch. Das unterstreicht die aktuelle Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Emnid, die die Verbraucherinitiative in Auftrag gegeben hat. Demnach fordern 80 Prozent der Verbraucher eine Kennzeichnungspflicht für verarbeitete Eier. "Wir haben deshalb Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner aufgefordert, die Gesetzeslücke zu schließen und eine entsprechende EU-Initiative zu starten", sagt Rückert. "Es ist nicht einzusehen, dass die Verbraucher nicht so einkaufen können, wie sie es wollen."

"Selbst färben macht Spaß"

Wer an Ostern bunte Eier und ein gutes Gewissen haben möchte, soll sie besser selber färben, raten auch die Verbraucherzentralen. "Das macht ja auch Spaß, vor allem mit Kindern", sagt Stefanie Lehmann von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen.

Kinder mögen auch noch andere Eier an Ostern. Zwar enthalten Schokoladeneier selten Hühnerei, aber auch ihre Herstellung kann Leid verursachen. Der Rohstoff Kakao kommt hauptsächlich von der Elfenbeinküste und aus Ghana. "Die Kakaobauern sind bitterarm, Kinderarbeit, auch von versklavten Kindern, ist verbreitet", sagt Heike Gethöffer von Transfair. Der Verein vergibt in Deutschland das Fairtrade-Siegel für Produkte, die unter menschenwürdigen Bedingungen hergestellt werden. "Im normalen Handel gibt es keine fair gehandelten Osterprodukte", sagt Gethöffer. "Die gibt es bislang nur im Biofachhandel oder in Eine-Welt-Läden."

Nächstes Jahr soll das anders werden. Riegelein, Schokoladenproduzent aus dem bayerischen Cadolzburg, startet vor Weihnachten mit einem Fairtrade-Sortiment. "Ostern 2012 kommen dann auch faire Osterprodukte", sagt Gethöffer. Auch sie glaubt: "Haben die Leute die Wahl, werden diese Produkte auch gekauft."

epd