Kees de Korts Szenen aus dem Alten und Neuen Testament begeistern bis heute gleichermaßen Behinderte und Nichtbehinderte, Kinder und Erwachsene. Der heute 77-Jährige lebt in einem kleinen Dorf nahe der niederländischen Nordseeküste. Im Gespräch mit evangelisch.de schildert der Künstler, wie er zum Malen kam, warum er sich als ökumenische Person sieht und was seine eigene Lieblingsgeschichte aus der Bibel ist.
Herr de Kort, was hat Sie zu Ihren Bibelgeschichten inspiriert?
Kort: Ich hatte immer davon geträumt, Illustrationen für Kinder zu machen. Zugleich war ich sehr interessiert an religiöser Kunst. Chagall hat mich beeinflusst, aber auch Nolde und Beckmann. In der Zeit, als ich mit den Bibelgeschichten beauftragt wurde, war ich Kunstlehrer an einer Dorfschule. Die Bilder der Kinder dort haben mich sehr inspiriert – ihre Technik, ihr Blickwinkel. Bei meinen eigenen Illustrationen hatten ich dann auch konkrete Menschen vor dem inneren Auge: Zum Beispiel habe ich bei Abraham an meinen Onkel gedacht.
Sie verwendeten dafür intensive, warme Farben. Ihre Gestalten sind einfach und schnörkellos. Welches pädagogische Konzept steckt hinter Ihren Bildern?
Kort: Konzept würde ich es nicht nennen. Heute ist das alles viel weiter entwickelt als in den 1960er Jahren. Kinderbilder müssen hell, klar und konkret sein. Die Farben unterstützen die Figuren. Es fällt mir schwer, meine eigenen Bilder zu interpretieren – sie sprechen für sich. Mein Gefühl spielt eine große Rolle. Ich habe mich beim Illustrieren in meine eigene Kinderheit zurückversetzt: Wenn Abraham ein Zelt baut, dann baue ich ein Zelt.
Wie stark ist der Verkündigungsanspruch in Ihren Bildern?
Kort: Ich bin kein Theologe. Zur Verkündigung fühle ich mich nicht berufen. Ich hätte auch die Ilias oder Odyssee bebildern können – aber die Bibel hat mich mehr interessiert. Zugleich male ich aber auch nichtreligiöse Bilder – vor allem mit Tieren.
Da scheinen Sie ein besonderes Faible für Schweine zu haben. Wie kommt das?
Das erinnert mich an meine Jugend. Bei vielen Nachbarn in unserem Dorf habe ich Schweine gesehen. Diese Tiere haben kein schönes Leben – nach fünf, sechs Monaten werden sie gegessen. Das ist traurig. Und dieses Drama wollte ich malen.
Woran arbeiten Sie im Moment?
Kort: Ich mache gerade Skizzen zum Matthäusevangelium – allerdings für Erwachsene. Und diesmal in schwarz-weiß. Dabei arbeite ich mit Kohle. Im Laufe der letzten Jahrzehnte ist mein Stil immer einfacher, abstrakter geworden.
Ihre Bibel-Bilderbücher sind inzwischen in mehr als 100 Sprachen veröffentlicht worden – darunter mehrere asiatische. Wo werden Sie besonders stark rezipiert?
Kort: Vornehmlich in den protestantischen Gegenden Nordeuropas. Aber auch bei vielen katholischen Leuten – etwa in Frankreich oder Portugal. Eine meiner Ausstellungen fand im Jüdischen Museum in Amsterdam statt. Relativ viele Leser habe ich in Ostdeutschland. Alles in allem scheinen Protestanten ein besseres Feeling für biblische Geschichten zu haben als Katholiken.
Welche Konfession haben Sie selbst?
Kort: Meine Eltern gehörten zur winzigen katholischen Minderheit in unserem streng protestantischen Dorf – wo wir es nicht leicht hatten. Der Katholizismus hat eine größere Bildkultur. Heute habe ich mehr Kontakt mit Protestanten. Ich empfinde mich als ökumenisch.
Wann haben Sie begonnen zu illustrieren?
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Kort: Schon als Kind habe ich sehr viel gezeichnet. Wenn andere Kinder draußen Fußball spielten, habe ich lieber im Haus gesessen und gemalt. Meine Eltern und Lehrer wollten nicht, dass ich Künstler werde. Aber ich bin meinen eigenen Weg gegangen.
Was würden Sie Eltern raten: Ab welchem Alter sind Ihre Bücher für die Kinder geeignet?
Kort: Ich denke, ab einem Alter von drei bis fünf Jahren. Am besten sollten die Kinder die Bücher mit den Eltern zusammen anschauen. Bibelgeschichten können schwierig sein. Ein Bild kann nicht alles erklären. Da ist es gut, wenn die Eltern die Originalgeschichte kennen und erklären können. Dabei helfen ihnen die Nachworte, die vielen Ausgaben beigefügt sind. Die Bücher sind auch für geistig Behinderte gut geeignet. Schließlich können 80 Prozent von ihnen nicht lesen.
Verraten Sie uns zum Schluss, welche Bildergeschichte Ihnen selbst am besten gefällt?
Kort: Die vom verlorenen Sohn finde ich schön. Es ist schwierig, die vielen Gesprächssituationen des Neuen Testaments im Bild darzustellen. Da sind die alttestamentlichen Geschichten viel malerischer. Zum Beispiel die Urgeschichten um Abraham.