TV-Tipp: "Polizeiruf 110: Ein todsicherer Plan" (ARD)
Die junge Lissi ist entführt worden. Ihre Mutter ist zwar wohlhabend, doch ihr Vermögen ist in ihre Firma investiert. Den beiden Gangstern ist das egal, sie fordern zwei Millionen.
15.04.2011
Von Tilmann P. Gangloff

"Polizeiruf 110: Ein todsicherer Plan", 17. April, 20.15 Uhr im Ersten

Es ist ein Trick, aber er ist legitim: Dieser neue "Polizeiruf" aus Halle beginnt wie ein Thriller. Der Krimi steht von Anfang an unter Strom: In der Eingangsszene wird Hauptkommissar Schmücke (Jaecki Schwarz) regelrecht abgeknallt. Erst dann erzählen Matthias Herbert (Buch) und Jorgo Papavassiliou (Regie), wie es dazu kam. Der Film fesselt auf diese Weise gleich auf zwei Ebenen: hier der Fall, dort die Frage, was aus Schmücke wird. Wie stets im Reihenkrimi vermutet man zwar, dass der Schöngeist überleben wird, weil das Gegenteil und der damit verbundene Ausstieg von Schwarz ja längst bekannt geworden wäre; aber man weiß ja nie.

Der dritte Mann

Die Krimi-Ebene leidet allerdings unter einer gewissen Durchsichtigkeit: Erfahrene Fans des Genres ahnen von Anfang an, dass ein dritter Mann im Hintergrund die Fäden ziehen muss. Und da die Auswahl der entsprechenden Kandidaten nicht sonderlich groß ist, erweist sich die anfängliche Vermutung prompt als richtig. Doch Papavassiliou ("Die Sturmflut") setzt ohnehin weniger auf kriminalistische Spannung, zumal es aus Sicht der Ermittler vor allem darum geht, das Opfer aus der Schusslinie zu bekommen: Die junge Lissi (Michelle Barthel) ist entführt worden. Ihre Mutter (Julia Bremermann) ist zwar wohlhabend, doch ihr Vermögen ist in ihre Firma investiert.

Den beiden Gangstern ist das selbstredend egal, sie fordern zwei Millionen. Und dass sie nicht lange fackeln, muss Schmücke schmerzlich erfahren, als er einem Hinweis nachgeht und eher zufällig allein das Versteck entdeckt. Die geschiedenen Eltern wiederum (den Ex-Gatten spielt Heikko Deutschmann) verlassen sich auf Anraten eines befreundeten Anwalts (Michael Leesch) nicht auf die Polizei und führen die Beamten bei der Übergabe des Lösegeldes in die Irre. Schneider (Wolfgang Winkler) und Nora Lindner (Isabell Gerschke) spüren zwar, dass sie reingelegt werden sollen, rechnen aber nicht mit der Raffinesse des dritten Manns.

Papavassilious Inszenierung ist vergleichsweise zurückhaltend; für Dynamik sorgt vor allem die rasante Musik (Andreas Koslik). Obwohl die Geschichte gar nicht mal sonderlich kompliziert ist, muss man ihr konzentriert folgen, weil Herbst Details oft bloß andeutet. Andererseits stammen einige Szenen in ihrer stereotyp Auflösung direkt aus dem Krimibaukasten: Lissi kann sich befreien, die Gangster vereiteln ihre Flucht in letzter Sekunde, dann folgt eine Totale, in der man die Personen nicht mehr erkennen kann, und es fällt ein Schuss. Schade auch, dass Gerschke im Unterschied zu den letzten Krimis aus Halle diesmal nur noch ganz normales Team-Mitglied ist. Immerhin sorgt Nora Lindner mit zwei riskanten Bluffs für ein fesselndes Finale.


Der Autor unserer TV-Tipps, Tilmann P. Gangloff, setzt sich seit über 20 Jahren als freiberuflicher Medienkritiker unter anderem für "epd medien" und verschiedene Tageszeitungen mit dem Fernsehen auseinander. Gangloff (geb. 1959) ist Diplom-Journalist, Rheinländer, Vater von drei Kindern und lebt am Bodensee. Er gehört seit Beginn der 1990er Jahre regelmäßig der Jury für den Adolf-Grimme-Preis an und ist ständiges Mitglied der Jury Kinderprogramme beim Robert-Geisendörfer-Preis, dem Medienpreis der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).