Weltbank: Anstieg der Lebensmittelpreise erhöht Armut
Die weltweit rasant gestiegenen Nahrungsmittelpreise drohen nach Einschätzung der Weltbank die globale Armut weiter zu verschärfen.

Der Anstieg der Lebensmittelpreise treibt nach Weltbank-Angaben Millionen Menschen in vielen Teilen der Erde in die Armut. Seit Juni 2009 haben sich Nahrungsmittel weltweit um durchschnittlich 36 Prozent verteuert, wie aus einem neuen Preisindex hervorgeht, den Weltbankpräsident Robert Zoellick am Donnerstag in Washington vorstellte.

1,2 Milliarden Menschen unterhalb der Armutsgrenze

Infolge des Preisanstiegs seien 44 Millionen Menschen unter die absolute Armutsgrenze von 86 Euro-Cent (1,25 US-Dollar) pro Tag getrieben worden. "Und wegen der hohen und unberechenbaren Nahrungsmittelpreise droht die Zahl der Armen weiter zu steigen", sagte Zoellick einen Tag vor Beginn der Frühjahrstagung von Weltbank und Internationalem Währungsfonds.

Der Weltbank zufolge leben derzeit etwa 1,2 Milliarden Menschen unterhalb der absoluten Armutsgrenze. Stark gestiegene Weltmarktpreise beobachtete die Bank unter anderem bei Mais (74 Prozent seit Juni 2010), Weizen (69 Prozent) und Soja (36 Prozent). Der Reispreis sei indes stabil geblieben.

Als Gründe für die Steigerungen nannte Zoellick extreme Wetterbedingungen in manchen Anbaugebieten. Hinzu komme, dass die zunehmende Produktion von Biotreibstoffen den Anbau von Lebensmitteln verdränge. Die Unruhen in Nordafrika hätten den Ölpreis in die Höhe getrieben, der sich auf die Transportkosten auswirke. Besonders gravierend seien höhere Lebensmittelpreise für die Bevölkerung in den ärmsten Entwicklungsländern.

Misereo: Spekulationen für Preisanstieg verantwortlich

Das katholische Hilfswerk Misereor machte die zunehmende Spekulation für den Anstieg der Nahrungsmittelpreise verantwortlich. "Die Hausse an den Börsen in Chicago und London drängt immer mehr arme Menschen weltweit in den Hunger", kritisierte der Misereor-Experte Bernd Bornhorst. Er forderte eine stärkere Regulierung der Finanzmärkte. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung beziffert den spekulationsbedingten Einfluss auf die Lebensmittelpreise auf bis zu 20 Prozent.

epd