Einschreibechaos lässt fast 17.000 Studienplätze frei
Das Hochschul-Zulassungschaos geht weiter. Wieder konnten in diesem Winter tausende Studienplätze in begehrten Mangelfächern nicht besetzt werden. Und der Starttermin des seit langem versprochenen zentralen Bewerbungssystems via Internet ist weiter fraglich.

Wegen jahrelanger Zulassungsprobleme an den Hochschulen sind auch im Wintersemester 2010/2011 fast 17.000 Studienplätze in begehrten Numerus-Clausus-Fächern unbesetzt geblieben. Das sind fast sieben Prozent aller Plätze in Studienfächern mit örtlichen Zulassungsbeschränkungen. Dies geht aus einer internen Erhebung der Kultusministerkonferenz (KMK) hervor, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Betroffen sind vor allem die Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, aber auch Sprachen, Ingenieurwissenschaften sowie Mathematik und Naturwissenschaften.

Ab dem kommenden Wintersemester 2011/2012 sollte eigentlich ein zentrales neues Online-System Abhilfe schaffen und die Vergabe der Studienplätze in NC-Fächern regeln. Wegen technischer Schwierigkeiten wollen aber die 16 Wissenschaftsminister der Länder und die Vertreter der Hochschulen in der Stiftung "hochschulstart.de" an diesem Dienstag über eine erneute Verschiebung des Starts um ein Jahr entscheiden.

Es trifft die Studiengänge mit Zugangsbeschränkung

Laut KMK-Erhebung konnte im Wintersemester 2010/2011 die Zahl der nach Abschluss aller Nachrückverfahren unbesetzt gebliebenen NC-Studienplätze gegenüber dem Vorjahr "nicht oder jedenfalls nicht relevant gesenkt werden". Im Vorjahr waren "mindestens 18.000 NC-Plätze" frei geblieben. "Für die Studierenden und deren Eltern sowie die Länder und die Hochschulen ist die Situation nicht akzeptabel", heißt es in dem Bericht.

Insgesamt blieben in diesem Wintersemester von den 240.877 Bachelor- und Master-Studienplätzen mit NC auch nach Ende mehrerer Nachrückverfahren 16.723 Plätze unbesetzt - das sind 6,9 Prozent.

Bei den Bachelor-Bewerbern handele es sich um "zumeist junge Schulabgänger, die noch kein Erfahrung mit dem Hochschulsystem haben", heißt es im KMK-Bericht. Sie und ihre Eltern hätten ein Interesse daran, rechtzeitig - möglichst vier Wochen vor Vorlesungsbeginn - Sicherheit über eine Studienzulassung zu erhalten. Eine aufwendige und unüberschaubare Bewerbungssituation könne dagegen von einer Studienaufnahme abschrecken.

Kritisiert wird auch die mit den unbesetzten NC-Studienplätzen verbundene Ressourcen-Verschwendung. Im Interesse der Ausbildung junger Menschen bestehe ein Interesse daran, dass die zur Verfügung gestellten Mittel "zielgerichtet eingesetzt und keine Kapazitäten ins Leere laufen, weil es technische Probleme gab, die Studienplätze zu vergeben".

Grundproblem ist die Mehrfachvergabe von Studienplätzen

Auf Drängen der Hochschulen hatten die Länder mit Einführung der Bachelor- und Masterstudiengänge seit 2003 immer mehr Mangel-Studienfächer aus dem alten Computer-Verteilungssystem der Zentralstelle für die Vergabe von Studienplätze (ZVS) herausgenommen. Heute werden nur noch die Plätze Medizin und Pharmazie mit Hilfe dieses ZVS-Systems vergeben - was weitgehend reibungslos läuft.

Andere Studieninteressenten müssen sich direkt bei ihrer Wunschhochschule vor Ort bewerben. Da Mehrfachbewerbungen möglich sind, führt dies häufig zu Mehrfachzulassungen - und damit zur Blockade der begehrten NC-Studienplätze. Sie sind dann häufig auch mit mehreren Nachrückverfahren nicht mehr fristgerecht im laufenden Semester zu besetzen.

In diesem Herbst gilt die Zulassungssituation an den Hochschulen als besonders schwierig. Im Westen werden geburtenstarke Abiturientenjahrgänge erwartet, Bayern und Niedersachsen entlassen zudem wegen der Schulzeitverkürzung doppelte Abiturientenjahrgänge. Auch die Aussetzung der Wehrpflicht verstärkt den Bewerberandrang zusätzlich.

dpa