Coca-Cola: Zwischen Boykott und direktem Gespräch
Der Kirchenkreis Oberhausen führt den Coca-Cola-Boykott fort, die Pressesprecherin von Coca-Cola reagiert auf die Vorwürfe gegen das Unternehmen: ein Studientag.
11.04.2011
nrw.evangelisch.de / hbl, neu

„Es bleibt eine wichtige und sinnvolle Aufgabe der Kirchen, als kritische Konsumenten bei zuliefernden Unternehmen nicht nur auf Kriterien der Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit zu achten, sondern sie im Dialog mit den Verantwortlichen auch einzufordern. Vielfach werden Unternehmen erst auf Druck von außen aktiv. Das zeigt auch das Beispiel Coca-Cola.“ Dieses Resümee zog Studienleiter Jörgen Klußmann von Studientag zum Geschäftsgebaren von Coca-Cola im Ausland.

Zu dem Studientag in Oberhausen hatten die Evangelischen Akademie im Rheinland und der Kirchenkreis Oberhausen gemeinsam eingeladen. Stefanie Effner, Pressesprecherin von Coca-Cola Deutschland, nahm zu Vorwürfen Stellung, Coca-Cola komme seiner ethischen Unternehmens-Verantwortung im Ausland nicht nach. Die Vorwürfe richten sich insbesondere gegen das Vorgehen an den Produktionsstandorten in Indien und Kolumbien.

Durch Tiefbohrungen von Coca-Cola in Indien soll der Grundwasserspiegel in Indien so weit abgesenkt worden sein, dass die Trinkwasserversorgung gefährdet sei. Laut Effner hat Coca-Cola darauf hin unabhängige Institute mit der Prüfung dieser Vorwürfe beauftragt. Die Institute seien zu dem Schluss gekommen, dass der niedrige Wasserstand nicht auf die Abfüllanlagen von Coca-Cola, sondern auf saisonal geringe Niederschlagsmengen zurückzuführen sei.

Unternehmen strebt Verbesserungen an

Das Unternehmen werde allerdings nun zukünftig davon absehen, an wasserarmen Standorten Abfüllbetriebe einzurichten. Ein besserer Umgang mit den natürlichen Ressourcen habe sich darüber hinaus in den Nachhaltigkeitszielen des Unternehmens niedergeschlagen. Bis 2020 solle erreicht sein, dass Coca-Cola wasser-neutral arbeite, das heißt im Produktionsprozess entnommenes Wasser in gleicher Menge auch wieder zugeführt würde.

Die Vorwürfe zum Unternehmensstandort Kolumbien beziehen sich vor allem auf Rechte und Schutz von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern. So genießen zwar die Festangestellten gute Arbeitsbedingungen und Tariflöhne, nicht jedoch diejenigen Arbeitnehmer, die in ausgegliederten Betriebsteilen wie Verpackung, Vertrieb und Verkauf arbeiten. Seit Umstrukturierungen Mitte der neunziger Jahre stellen diese Arbeitnehmer in outgesourcten Betrieben allerdings die Mehrheit der Beschäftigten. Bei den Subunternehmern würden Arbeitsrechte wie zum Beispiel Löhne und Arbeitszeiten ausgehebelt.

Weitere offene Fragen werden noch beantwortet

Auch hier hat Coca-Cola nach Effners Auskunft nachgebessert und Outgesourcte wieder ins Unternehmen geholt. Die von den Boykottbefürwortern geäußerten Vorwürfe seien durch eine 2008 von der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) veröffentlichte Studie entkräftet worden. Ebenso habe man die Sicherheit gewerkschaftlich organisierter Arbeitnehmer vor den Paramilitärs u.a. durch die Einrichtung von Shuttle-Services und weitere Maßnahmen verbessert.

Die Teilnehmer des Studientags nutzten die Gelegenheit, eine Vielzahl kritischer Fragen an die Unternehmensvertreterin zu stellen. Nicht alle Fragen konnten vor Ort beantwortet werden. In einigen Fällen ist vorab eine weitere unternehmensinterne Recherche notwendig. Effner sicherte zu, diesen offenen Fragen nachzugehen und dem Kirchenkreis die Ergebnisse zu übermitteln.

Superintendent begrüßt Initiative

Joachim Deterding, Superintendent des Kirchenkreises Oberhausen, begrüßte ihre Initiative. Man wolle den Dialog konstruktiv fortsetzen. Aber auch der Boykott von Coca-Cola läuft weiter. Darin waren sich Synodale, Presbyterinnen und Presbyter sowie Jugendliche aus dem Kirchenkreis Oberhausen mit Vertretern der Kirchenkreise Aachen und Jülich abschließend einig. Wie die Landeskirche sich dazu entscheidet, wird die weitere Beratung in den zuständigen Gremien zeigen.

Mit der Annahme des Berichts „Wirtschaften im Dienste des Lebens“ durch die Landessynode 2008 hat die Evangelische Kirche im Rheinland (EKiR) sich für eine gerechte und nachhaltige Wirtschaftsordnung ausgesprochen und sich dazu verpflichtet, ihr eigenes Verhalten dementsprechend zu gestalten. So heißt es zum Arbeitsbereich Konsum in dem Bericht: „Kriterien der Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit sind beim Einkauf zu berücksichtigen…“ und: „ Gespräche mit Verantwortlichen aus zuliefernden Firmen sind zu führen mit dem Ziel, dass sie ihre soziale Verantwortung anerkennen". Die Ergebnisse des Studientages sollen im Ständigen Ausschuss für öffentliche Verantwortung (AÖV) diskutiert und der Kirchenleitung vorgelegt werden.