Spiegel-Journalisten verteidigen Terror-Berichte
Der Chefreporter von "Spiegel Online", Matthias Gebauer, hat die Veröffentlichung von Informationen zu geplanten Terroranschlägen verteidigt. "Unser Beitrag im vergangenen Herbst zum Reichstag als möglichem Ziel war ausgewogen", sagte er am Donnerstagabend zum Auftakt der Frankfurter Journalistentage.

"Wir hatten uns entschieden, relativ genau zu beschreiben, woher die Hinweise kommen und wie diese einzuschätzen sind." Der Leser erwarte von "Spiegel Online", dass erklärt werde, warum der Bundesinnenminister eine Terrorwarnung herausgebe, so Gebauer.

Dem widersprach der frühere Präsident des Bundesnachrichtendienstes (BND), August Hanning. "Wenn Quellen enttarnt werden, dann werden diese rücksichtslos eliminiert", sagte er. "Das ist ein großes Problem für die Sicherheitsbehörden." Der Beitrag von "Spiegel Online" zum Reichstag sei aus diesen Gründen "hoch problematisch" gewesen. Hanning bezeichnete die Beziehung zwischen Geheimdiensten und Medien als ein "kompliziertes Geben und Nehmen". Häufig erhielten Journalisten detaillierte Informationen, wenn sie zusagten, diese nicht zu veröffentlichen.

Der stellvertretende ZDF-Chefredakteur Elmar Theveßen sagte, sein Sender gehe verantwortlich mit sensiblen Informationen um. Über die 2007 festgesetzte Sauerland-Gruppe, die Sprengstoffanschläge geplant hatte, habe das ZDF bereits Monate zuvor Bescheid gewusst. "Wir haben keinen Piep gesagt", sagte Theveßen. Er betonte allerdings, dass die Sicherheitsbehörden gute Begründungen liefern müssten, wenn sie bewirken wollten, dass Informationen nicht veröffentlicht werden.

"Spiegel Online"-Chefreporter Gebauer nannte eine "möglichst große Informationsgewinnung" als gemeinsames Ziel von Journalisten und Fahndern. Allerdings hätten die Medien nicht dieselben Möglichkeiten wie Behörden, wenn sie sich an Recht und Gesetz hielten. Technisch sei heute nahezu alles möglich: "Mit einem Programm, das 2.000 Euro kostet, lässt sich jede Mailadresse überwachen, egal, was es für Sicherheitsvorkehrungen gibt." Beim "Spiegel" würden solche Praktiken jedoch nicht angewandt, sagte Gebauer.

Die Frankfurter Journalistentage werden vom FAZ-Institut der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" organisiert und von Unternehmen aus der Region Rhein-Main unterstützt.

epd