TV-Tipp: "Toni Costa - Der rote Regen" (ARD)
In einer luxuriösen Wellness-Farm liegt eine Leiche. In Verdacht geraten erst eine Freundin der Toten und dann ihr Geliebter, aber ein Mordmotiv hätte auch ein prominenter Schönheits-Chirurg.
07.04.2011
Von Tilmann P. Gangloff

"Toni Costa - Der rote Regen", 7. April, 20.15 Uhr im Ersten

Aus dem Prince-Hit "Purple Rain" in Burkhard Driests Romanvorlage ist in der Verfilmung ein Popsong Marke Eigenbau geworden; und das gilt auch für den gesamten Film. Driests Krimi besteht zwar zu achtzig Prozent aus Dialogen, ist aber recht fesselnd. Die Adaption durch den in derlei Dingen erfahrenen Autor Matthias Klaschka ("Mordkommission Istanbul") hat mit der Vorlage allerdings nur noch die Hauptfiguren gemeinsam. Die Handlung ist routiniert verkürzt und verdichtet, aber auch um alle Ecken und Kanten bereinigt, die die Geschichte eigentlich interessant machen.

Im Zentrum steht der Titelheld, ein Kommissar, den Hardy Krüger jr. durchaus charismatisch verkörpert: Der Deutschspanier Toni Costa ist auf ibiza aufgewachsen, hat sein Metier aber bei der Mordkommission in Hamburg erlernt. Der Polizeichef (Hansjürgen Hürrig) der Insel holt ihn zurück, damit Costa mit der allgegenwärtigen Korruption aufräumt. Kaum angekommen, muss er schon ermitteln: In einer luxuriösen Wellness-Farm liegt eine Leiche. In Verdacht geraten erst eine Freundin der Toten und dann ihr Geliebter, aber ein Mordmotiv hätte auch ein prominenter Schönheits-Chirurg, dem nicht nur ein Kunstfehler unterlaufen ist; sein Doktortitel ist ebenfalls nicht echt.

Leider fehlt Toni Costa all das, was die Figur in Driests Krimireihe so interessant macht. In den Büchern ertränkt der Polizist seinen Kummer mit den Frauen und seine Erschöpfung regelmäßig in Alkohol. Für den Film aber konnte man einen gebrochenen Helden wohl nicht gebrauchen, weshalb Costa ein überaus inniges Verhältnis zu seiner schönen Freundin (Katja Woywood) hat. Driests Kritik am grassierenden Schönheitswahn ist auch auf der Strecke geblieben.

All das aber interessiert naturgemäß nur Zuschauer, die auch die Bücher kennen. Alle anderen werden sich über schöne Ibiza-Bilder, interessante Drehorte, eine schmucke Hauptfigur und nicht minder attraktive Nebendarstellerinnen freuen. Der Krimi hat durchaus seine Stärken (Regie: Michael Kreindl), und Hardy Krüger jr. kann in verschiedenen Verfolgungsjagden seine Fitness beweisen; in den Liebesszenen macht er ohnehin eine gute Figur. Burkhard Driest hat einige markige Auftritte als El Cubano, den örtlichen Mafioso, der pikanterweise Costas Onkel ist. Dass in den von der ARD-Tochter Degeto in Auftrag gegebenen Auslandskrimis immer alle deutsch reden, ist man ja gewohnt; um so lächerlicher klingt es allerdings, dass ein Kollege Costas mit starkem Akzent spricht. Außerdem hört er sich an wie ein Italiener, was wiederum kein Wunder ist, denn Antonio Putignano ist in Brindisi zur Welt gekommen.


Der Autor unserer TV-Tipps, Tilmann P. Gangloff, setzt sich seit über 20 Jahren als freiberuflicher Medienkritiker unter anderem für "epd medien" und verschiedene Tageszeitungen mit dem Fernsehen auseinander. Gangloff (geb. 1959) ist Diplom-Journalist, Rheinländer, Vater von drei Kindern und lebt am Bodensee. Er gehört seit Beginn der 1990er Jahre regelmäßig der Jury für den Adolf-Grimme-Preis an und ist ständiges Mitglied der Jury Kinderprogramme beim Robert-Geisendörfer-Preis, dem Medienpreis der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).