Japan: Gemeindeglieder am Rand ihrer Kräfte
Spenden für Japan - ja gern, aber wer will sie haben? Nach der Katastrophe vom 11. März schien es zunächst so, als frage niemand in Japan nach Hilfe aus dem Ausland. Organisationen riefen zum Teil nicht gezielt zu Spenden für Japan auf - entweder weil das Land signalisierte: Wir kommen allein zurecht, oder weil die Lage zu unübersichtlich war. Mittlerweile hat die Pfarrerin der Evangelischen Gemeinde Deutscher Sprache in Tokio, Elisabeth Hübler-Umemoto, einen Überblick gewonnen: Sie und ihr Gemeindekirchenrat bitten um Geld für vier evangelische Gemeinden in der Stadt Kamaishi. Evangelisch.de dokumentiert den Spendenaufruf.
06.04.2011
Von Elisabeth Hübler-Umemoto

Die Stadt Kamaishi in der Präfektur Iwate wurde im Anschluss an das Seebeben bei Sendai von einer über 10 Meter hohen Welle überspült. Pfarrer Haruo Ota (Foto links: privat) wird dort seine ehemalige Gemeinde von der nächsten Woche an betreuen. Er ist zurzeit Pfarrer der Chiyoda Kyokai Kyodan Kirche in Tokio-Mitte und Vorsitzender des Sonderausschusses für die Erdbebenhilfe im Kyodan-Kirchenkreis Nord-Tokio. Herr Pfarrer Ota empfiehlt uns, die folgenden vier Gemeinden des Kirchenbezirks Oou zu unterstützen, die besonders hart vom Erdbeben getroffen sind.

Shinseikamaishi Kyokai: Diese Gemeinde wurde von einer 4 Meter hohen Welle überspült. Ihr Pfarrer ist, nachdem er seit dem 11. März durchgearbeitet hat, vollkommen erschöpft. Herr Ota wird für einige Zeit in Shinseikamaishi Kyokai den Ortspfarrer vertreten und somit am Ort für die Gemeinde da sein und uns Auskunft geben können. Er kennt die Menschen und genießt ihr Vertrauen. Dass eine Vertrauensperson vor Ort ist, ist im Moment das Wichtigste. Die Gemeindemitglieder in Kamaishi sind erschöpft, sie haben ihre Häuser und ihre Arbeit verloren und sind seelisch wie körperlich am Rand ihrer Kräfte. Viele von ihnen wohnen in Notunterkünften.

Die Kirchengemeinde kann langfristig nur weiter existieren, wenn auch die Stadt Kamaishi wieder aufgebaut wird, deshalb wird die Gemeinde die Stadt bei ihren Wiederaufbauarbeiten unterstützen und eng mit der örtlichen Kommune zusammenarbeiten. Erste Priorität hat nicht der Wiederaufbau der Kirche. Die Zukunft für Kinder und Familien muss gesichert werden, der städtische Kinderhort Kamaishi Hoikuen muss wieder aufgebaut werden.

Die schon jetzt sichtbaren "vordringlichen" Aufgaben sind: Barmittel zur Soforthilfe, mit dem Pfarrer Ota Sachspenden kaufen kann, die unbürokratisch an die betroffenen Familien vor Ort gehen werden. Nach und nach wird es nötig sein, einen kleinen Gebrauchtwagen für den Sozialarbeiter, der für die Stadt Kamaishi die sozialen Dienste organisiert, sowie einen weiteren Gebrauchtwagen für den Pfarrer der Kamaishi Kyokai zu besorgen. Solche Gebrauchtwagen sind im Raum Tokyo für unter 10.000 Euro erhältlich.

Miyako Kyokai: In dieser Gemeinde werden mehre Gemeindeglieder sowie Personal und Familien des Kindergartens vermisst. Die Kirche wurde von einem 1,5 Meter hohen Tsunami erfasst.

Ofunato Kyokai: Viele Gemeindeglieder haben ihre Häuser verloren und brauchen dringend Hilfe. Die Kirche selbst liegt auf höherem Gelände und ist weitgehend unbeschädigt geblieben. In der Gemeinde werden vier Mitglieder noch immer vermisst. (Stand: 3. April 2011)

Senmaya Kyokai: Die Kirche ist vom Erdbeben völlig zerstört worden. Ebenso der zur Gemeinde gehörende Kindergarten (Osanago Yochien), der bald möglichst wieder seine Arbeit aufnehmen soll. Ein Gemeindemitglied der Senmaya Kyokai lebt in dem Dorf Otsuchimachi in der Nähe der Stadt Kamaichi. Dieses Dorf wurde gänzlich zerstört.

Bei dem Spendenprojekt für diese vier Gemeinden will die Evangelische Gemeinde Deutscher Sprache in Tokio die Mittelverteilung in die Hand von Pfarrer Ota legen und bittet Sie um Ihr Vertrauen. Wir werden Sie in regelmäßigen Abständen über die Fortschritte des Projekts auf unserer Homepage – www.kreuzkirche-tokyo.jp - informieren.

Ein Wort des Apostels Paulus in seinem 2. Korintherbrief möchten wir Ihnen zitieren: "Ich meine aber dies: Wer da kärglich sät, der wird auch kärglich ernten; und wer da sät im Segen, der wird auch ernten im Segen. Ein jeder, wie er's sich im Herzen vorgenommen hat, nicht mit Unwillen oder aus Zwang; denn einen fröhlichen Geber hat Gott lieb."

Unsere Kontonummer:

Evangelische Gemeinde Deutscher Sprache Tokyo-Yokohama,
Konto Nr.: 118778000, Commerzbank Leipzig, BLZ 860 400 00, Stichwort: Erdbeben

(Foto links: privat)